Beitrag des Architekten Werner Neumann
Auszug aus der Festschrift zur Einweihung der Bergkirche am 21.8.1966
Die architektonische Gestaltung kann nicht ohne die am anderen Ende der Friedhofsmauer gelegene kath. St. Wendelkirche gesehen werden.Diese Kirche stellt eine anerkannte gültige Aussage heutiger sakraler Baukunst dar. Aus gleicher Verantwortung und Gesinnung sollte zur katholischen die adäquate evangelische Lösung gesucht werden. Der Ansatzpunkt liegt in der baulichen Gestaltung des liturgischen Geschehens. Die Rundungen des Chorraumes, der Apsiden der Nebenaltäre von St. Wendel fordern in Antithese die straffe, kubische Haltung, die sich aus der modernen Auffassung und Form evangelischer Gemeindekirchen ergibt. Der bergende, umfassende Raum, zur Besinnung und zum Gebet hinführend, erfährt an der Schwelle des gottesdienstlichen Vollzuges in Lichtführung und Raumspannung seine Steigerung. Der Turm ist ebenfalls kubisch gestaltet gegenüber der runden, geschlossenen Form von St. Wendel. […]
Der niedrige Bereich der Kirche zum Vorplatz hin, der Eingang, Tageskapelle und Sakristei aufnimmt, wächst in roten Klinkersteinen, erbaut mit den gleichgestalteten Flachbauten des späteren Bauabschnittes zu einer großen Horizontalen zusammen, über die sich der Kubus der Kirche mit Turm in Sichtbeton erhebt. Die leicht strukturierte Oberfläche des Betons ist dem Bildhauer Hans König zu danken. Vom gleichen Künstler stammt auch die Gestaltung der Fensterbänder, die mit Hilfe eines neuen Verfahrens wirkungsvoll aus Fensterglasstreifen gestaltet wurden.
Wegen der starken Sprache der inneren roten Klinkerwände und der Naturholzdecke blieben die Fenster ohne Farbe. – Altar, Taufstein, Kanzel aus dunklem Naturstein entwachsen sinngemäß dem dunklen Fußboden des Kirchenschiffes. So sind zwar wenige, aber bedeutende Akzente gesetzt, die dem gottesdienstlichen Raum eine große und sakrale Wirkung verleihen. Aus dieser Reduzierung der künstlerischen und baulichen Mittel bezieht das Bauen unserer Kirche allgemein die geistige Kraft über die Zeiten hinweg, um in der verwirrenden Vielfalt der allgemeinen Erscheinungsformen der suchenden Gemeinde einen Halt zu geben.
Werner Neumann in der Festschrift zur Einweihung der Bergkirche am 21.8.1966
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