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Tobias 4,8 (Monatsspruch für Oktober)

Almosen oder Sozialleistungen?

Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!

Almosen möchte heute keiner empfangen. Wer Almosen gibt, gilt als arroganter Verächter der bedürftigen. es gilt als beleidigend, wenn Arme mit Almosen abgespeist werden.  Das Wort „Almosen“ hat in unserer Zeit einen schlechten Klang. „Sozialleistung“ klingt da viel besser. Darauf hat man einen Anspruch, und sie muss angemessen sein. Das lässt sich notfalls vor Gericht einklagen. In der Bibel dagegen gehört Almosengeben zum unverzichtbaren Ausdruck des Glaubens. Das Wort für Gerechtigkeit „zedaka“ ist im alten Testament gleichzeitig ein Ausdruck für „Almosen“. Noch im Mittelalter galten „Almosen“ als notwendige und wirksame Unterstützung Bedürftiger. Wer in der Dreikönigskirche zum Ausgang geht und dabei sein Kollektengeld zurechtlegt, der kommt direkt an der Opferstocktafel des allgemeinen Almosenkastens von 1531 vorbei. Eine Erinnerung, dass die Kollekten das sein können, was Almosen früher gewesen sind: notwendige Hilfe für Bedürftige.

Über Kollekten zu sprechen ist schwierig.

„Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe“, sagt Jesus (Matth. 6,3f).

Daher gilt das (kirchen-) Bankgeheimnis auch in der Kirche; keiner soll sehen, was einer gibt. Und manch einer ist froh darüber, denn er kann bei Kollektenzwecken, die ihm nicht passen, wenig bis gar nichts geben, ohne sich zu blamieren. Umgekehrt kann man dort, wo es einem wichtig ist, mehr geben. Wir möchten selber entscheiden, wem wir wieviel geben. Und haben wir nicht das Recht dazu? Wer gibt, soll es schließlich von Herzen tun.

Im Markusevangelium steht dazu die bemerkenswerte Geschichte vom Scherflein der armen Witwe (Markus 12, 41-44): sie gibt mehr, als sie entbehren kann. Sie gibt es in aller Bescheidenheit in den Gotteskasten im Tempel und ist zugleich beschämt über die geringe Summe. Jesus stellt sie als Vorbild hin. Sie hat mehr gegeben als alle Reichen, die in absoluten Zahlen viel mehr gegeben haben. Denn die Frau hatte im Gegensatz zu den Reichen nichts mehr übrig; sie hat von ihrem Allernötigsten etwas gegeben und muss sich nun noch viel mehr einschränken. Das Wort aus dem Buch Tobias gibt ihr recht. es geht darum, ohne furcht zu geben und aus vollem herzen. Hier geht es um eine Haltung, die meine Gabe zu etwas Segensreichem machen kann. Die Witwe verzichtet auf die Sicherheit der wenigen Münzen, die sie noch besitzt, und gibt, weil sie es will. Der Verstand sagt: Verantwortungslos, aber das Herz sagt: ich will etwas geben aus Liebe und Gottvertrauen. Die Witwe ist überzeugt: Gott sorgt für mich. Die Gabe derer, die sehr viel haben, auch nachdem sie schon viel gespendet haben, erscheint dagegen klein und fast berechnend. Sie vertrauen ihrem Besitz mehr als Gott. Jesus aber sagt:

„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lukas 12, 34)

Damit geht der Blick weg vom Geld und vom Besitz hin zu dem, was unser Leben eigentlich ausmacht. Wenn das in erster Linie das ist, was man besitzt, dann fehlt etwas entscheidendes. Dann kann sich materieller Reichtum als etwas ziemlich armseliges herausstellen. Worauf verlasse ich mich? Auf meine Leistung, mein Lebenswerk, auf meinen beruflichen Erfolg, auf meine Gesundheit? Die Witwe, von der Jesus erzählt, kann ein Vorbild dafür sein, dass Vertrauen und Liebe weit mehr Gewicht haben, wenn es um ein erfülltes und glückliches Leben geht. Wer das verstanden hat, dem wird das Geben, Schenken, Loslassen dann zu einer immer leichteren Übung.

Pfarrer Thomas Sinning

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