Dreikönigsgemeinde

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der Dreikönigsgemeinde zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

Was mache ich, wenn...
Menümobile menu

Monatsspruch April: Kolosser 1, 15

„Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung“

Foto: Lotz

Kraft für die Schwachen – trotz Schwäche

Ein Vers, bei dem sich nicht direkt Osterstimmung einstellt. Eigentlich erwarte ich klassisches Osterevangelium – und nun lese ich nicht mal etwas über die Auferstehung.

Auf einen zweiten Blick sieht es anders aus: Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Macht sichtbar, was wir nicht sehen können, vielleicht schon aufgegeben haben. So, wie es vielleicht die Jünger am Karfreitag getan haben. Auf Golgatha schien zu Ende zu sein, was so hoffnungsvoll begonnen hatte. Gott schien unsichtbar. „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen,“ dieser Ruf hallte ihnen noch im Ohr. Doch das Leben, die frohe Botschaft, sie sind stärker als das Offensichtliche. Denn Christus ist auferstanden. Und er kennt seine Pflichten. Er ist der Erstgeborene der Schöpfung. Und der Erstgeborene hat besondere Rechte – und damit auch besondere Pflichten. Der Erstgeborene nimmt den Platz des Vaters ein, wenn dieser nicht da ist und sorgt für die Familie. So sorgt Christus für uns. Zu ihm dürfen wir uns wenden, wenn wir an Gott und der Welt verzweifeln, uns allein fühlen.

Das gilt nicht nur für schlechte Zeiten. In denen haben wir Gott sicher nötiger als in anderen. Und wie schwer, wie brüchig erscheint diese Zeit so manches Mal. Von dem allfälligen Problem will ich gar nicht reden; Sie, liebe Schwestern und Brüder, können das ebenso wenig mehr hören wie ich. Und es gäbe noch so viel mehr, bei dem ich fragen könnte: Gott, wo bist Du?

In solchen Momenten ist Christus als der Erstgeborene da. Und er ist nicht nur hilfloser Vertreter. Sondern in ihm ist das Leben. Und das Leben ist Kraft. Auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Noch tragen die Pflanzen zarte Knospen, denen man nicht ansieht, was in ihnen steckt. Und doch wird bald wieder alles vor Leben nur so strotzen. So auch Christus, der den Tod überwunden hat und nun als Erstgeborener der Schöpfung die Zusage bringt: Wir sollen leben. Was auch immer passiert.

Ich nehme daraus Zuversicht mit. Die Zuversicht, dass wir schon bald wieder näher zusammenkommen können. Noch nicht an Ostern, vielleicht aber können wir an Weihnachten in diesem Jahr wieder ganz normal zum Gottesdienst gehen, ohne vorherige Anmeldung. Zukunftsmusik? Wer weiß – das Leben ist stärker als das Sichtbare.

Und es ist überall. Nicht nur im Schweren. Gott kann sich auch freuen. Das ist ein genauso schöner Gedanke wie der, dass er uns immer trösten kann. Was wäre es denn, wenn wir, getröstet und guter Laune, dann allein weitergehen müssten?

Seit alters her gibt es die Tradition des Osterlachens, die die Freude über die Auferstehung und das Leben bis in die Gottesdienste trägt. Im Lachen, im Fröhlichsein können wir Gott mit uns wissen. So wird er für uns nahbar – wer mit uns fröhlich ist, mit uns lacht, der ist uns nahe.

Mehr noch, er will, dass wir gehört werden. Mit Klagen ebenso wie mit Lachen.

„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ (Sprüche 31, 8)

– der Monatsspruch für Mai setzt einen anderen Akzent. Auf den ersten Blick stehen wir hier allein da als die, die helfen sollen. Doch auch hier lässt uns Christus als Sachwalter Gottes nicht allein. Denn er weiß, wie es ist, schwach zu sein. Er beginnt seinen Weg in der Welt schwach. Als Säugling im Stall zu Bethlehem. Beim scheinbaren Ende des Weges ist er schwach – ohne Widerstand wird er ans Kreuz geschlagen. Und auch bei seiner Auferstehung erscheint er nicht als kraftstrotzender Held in schimmernder Rüstung. Sondern seine Wunden sind noch sichtbar. So kann er den Gebrochenen und Verwundeten nahe sein. Denen, über die gelacht wird. So kann er ihnen eine Stimme geben. Und diese Stimme kann Ihre sein. Meine. Unser aller Stimmen. Damit in der Welt nie mehr über Menschen gelästert und gelacht wird. Sondern damit die Herzlichkeit des Osterlachens, die Lebenskraft, allen zuteil werden kann. Für uns heißt das, dass wir uns nicht scheuen oder schämen brauchen, wenn wir helfen. Denn wenn wir unsere Stimme erheben, dann spricht Gott auch durch uns. Damit diese Welt ein Platz wird, in dem miteinander gelacht wird. Und nicht übereinander. Damit das Leben nicht nur in den Pflanzen neu wird. Sondern damit auch Frühling werden kann in uns. Ein Frühling des Lebens, das Gott uns gibt. Ein Leben, das nie versiegt. Denn es kommt zu uns. In dem, der den Tod überwunden hat.

Christus ist auferstanden!

Vikar Dr. Simeon Gerrit Nentwig

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top