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Matthäus 16,15 - Monatsspruch für September

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

CC0 Public Domain

Für wen haltet ihr mich?“ fragt Jesus seine Jünger. Selbst die Menschen, die Jesus damals persönlich begegneten, waren sich nicht sicher.

Etliche hielten ihn, so antworteten die Jünger, für einen wiedergekehrten Propheten, für Johannes, Elia, Jeremia oder einen anderen Propheten.

Je mehr man fragt, umso mehr verschiedene Antworten gibt es. Über Jesus kann man sehr verschiedener Meinung sein. Das ist bis heute so.

Dabei ist die Frage, wer Jesus ist, für unseren Glauben und für die Kirche insgesamt eine ganz entscheidende. Es ist kein Zufall, dass sie in der Anfangszeit der Kirche eine wichtige Frage war, um die jahrzehntelang gerungen wurde. Im sogenannten arianischen Streit im 4. Jahrhundert und dem darauf folgenden christologischen Streit im 5. Jahrhundert stand die Frage im Mittelpunkt, ob Jesus Gott oder Mensch ist und wie die Beziehung zwischen Gott und Jesus zu verstehen sei. Das ist mehr als eine theologische Spitzfindigkeit. Denn letztlich hängt von der Beantwortung dieser Frage der grundlegende Charakter unseres Glaubens ab: Steht Gottes Handeln im Mittelunkt oder unser menschliches Handeln? Geht es im Glauben zuerst um Erlösung oder um Ethik?

Wenn die Menschlichkeit Jesu im Vordergrund steht, dann ist Jesus nicht mehr als ein Vorbild, dem es im konkreten Handeln zu folgen gilt. Wird Jesus jedoch verstanden als der, mit dem Gott sich identifiziert, und der in einer einzigartigen Beziehung zu ihm steht, dann ist sein Handeln in Kreuz und Auferweckung der entscheidende Dreh- und Angelpunkt des Glaubens, aus dem Trost und Hoffnung erwächst.

Das hat unmittelbare Auswirkungen auf den Glauben und auf das Selbstverständnis der Kirche. Gerade in den protestantischen Kirchen spielt die ethische Ausrichtung des Glaubens oft eine dominante Rolle. Wenn heute um theologische Fragen gerungen wird, dann meist um ethische Fragen. Insbesondere die Friedensthematik erfährt seit dem verbrecherischen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine eine Neubewertung. Auch Fragen rund um das Thema Sterbehilfe sind aktuell virulent. Es ist wichtig, dass die Kirche sich hier aus ihrem eigenen theologischen Begründungszusammenhang heraus glaubwürdig positioniert.

Auf der anderen Seite steht die Kirche immer wieder neu vor der Herausforderung zu sagen, was Evangelium für Menschen heute bedeutet in einer Zeit des Bedeutungsverlustes der institutionalisierten Religion und vieler individueller Definitionen von Heilsvorstellungen. Wie kann heute Gottes Handeln für den Menschen verstehbar relevant werden?

Somit bleibt die Frage, die Jesus an seine Jünger richtet: „Wer sagt denn ihr, das ich sei?“ eine wichtige Frage auch für uns Christen heute. Im Matthäusevangelium wird berichtet, dass Simon Petrus mit einem klaren Bekenntnis antwortet: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ Jesus bestätigt ihn darin. Damit macht der Evangelist Matthäus deutlich, dass dieses Bekenntnis so etwas wie die theologische Grundlegung der Kirche ist: „Darauf will ich meine Gemeinde bauen.“ (Matthäus 16, 18)

Jesus der Messias (griechisch: Christus) – das bedeutet, dass in ihm alle Hoffnungen der Tora und der Propheten in Erfüllung gehen. Jesus der Sohn Gottes – das bedeutet: Er steht in einer einzigartigen Beziehung zu Gott; in ihm wendet Gott sich heilvoll den Menschen zu. Damit steht Jesus auf der Seite Gottes. Doch dies hebt seine Menschlichkeit nicht auf und stellt sie auch nicht infrage. Nicht umsonst erzählen die Evangelien von seinen menschlichen Regungen: Jesus kannte Hunger und Durst genauso wie den Genuss von gutem Essen und gutem Wein. Er konnte lachen (auch wenn davon in der Bibel nichts erzählt wird, bin ich mir sicher) und weinen, er empfand Empathie und Mitleid, und er kannte Todesangst.

Darum hat die Kirche schließlich im 4. Jahrhundert (mit dem Nicänischen Glaubensbekenntnis) und später im 5. Jahrhundert eine gute Entscheidung getroffen, indem sie schließlich beides festhielt in der sogenannten Zwei-Naturen-Lehre: Jesus ist ganz Gott und ganz Mensch. Ein logischer Widerspruch. Und doch eine geniale Umschreibung des Geheimnisses Jesu Christi. Auch wenn wir mit der Frage „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ niemals wirklich fertig werden.

Pfarrer Thomas Sinning

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