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Monatsspruch für August: 1. Chronik 16, 33

Jubeln sollen alle Bäume des Waldes denn er kommt, um die Erde zu richten.

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David kann jubeln und das Lob Gottes feierlich singen, obwohl auch seine Zeit von Kriegen, Seuchen und anderen Krisen nicht verschont bleibt. Denn das Lob Gottes hat seinen Grund eben nicht in den glücklichen Umständen der Gegenwart.

Ein Tag im Mai 2022. Mitarbeitende unserer Gemeinde machen mit dem Förster einen Gang durch den Stadtwald. Bei herrlichem Wetter und unüberhörbarem Flugbetrieb betrachten wir die Bäume und bekommen anschaulich erklärt, wie sehr sie leiden und vielfach schon geschädigt sind durch den menschengemachten Klimawandel. Welcher Baum im Wald würde da jubeln?

Laut Waldzustandserhebung 2020 sind bundesweit nur 21% der Baumkronen gesund. Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel der Fläche Deutschlands mit Wald bedeckt ist (und dies im europäischen Vergleich eine sehr hohe Dichte darstellt), ist das Ergebnis alarmierend. Die anhaltende Dürre in den Jahren 2018 bis 2020 hat viele Bäume geschädigt; vor allem die älteren Wälder, die älter als 60 Jahre sind, sind davon betroffen. Der Borkenkäfer hat sich zudem massenhaft vermehrt. Der Leidensdruck der Bäume ist groß. Und wir Menschen? Wir teilen diese Sorgen der Bäume und haben dazu noch genug andere globale Krisen: Energie, Pandemie, Krieg, Menschenrechte. Angesichts all dessen ist einem eher nicht zum Jubeln zumute.

Nach der biblischen Erzählung ist König David kaum zu bremsen beim Lob Gottes. Die Bundeslade, das Zeichen von Gottes unmittelbarer Anwesenheit seit der Zeit der Gottesoffenbarung am Sinai, wurde nun nach Jerusalem gebracht. Gleich mehrere Psalmen dichtet und singt er mit großer musikalischer Begleitung, so auch den 96. Psalm, aus dem unser Monatsspruch entnommen ist.

David kann jubeln und das Lob Gottes feierlich singen, obwohl auch seine Zeit von Kriegen, Seuchen und anderen Krisen nicht verschont bleibt. Denn das Lob Gottes hat seinen Grund eben nicht in den glücklichen Umständen der Gegenwart. Der Grund zum Jubel ist ein anderer:

„Denn er kommt, um die Erde zu richten.“

Der Gedanke an das Gericht Gottes über diese Welt ist uns weitgehend fremd geworden. Obwohl er Teil unseres Glaubensbekenntnisses ist. Doch es ist notwendig, diesen Gedanken wieder neu ins Bewusstsein zu rufen. Denn ohne die Gewissheit, dass Gott am Ende schließlich für Gerechtigkeit sorgen wird, kann man leicht resignieren und in eine Klage über den Lauf der Welt einstimmen. Ohne die Gewissheit, dass Gott das letzte Wort behält und dieses ein gerechtes sein wird, ist es schwer, den Glauben an ihn durchzuhalten. Und ohne diese Gewissheit wäre der Lobpreis Gottes von unserem jeweiligen Befinden abhängig.

Das aber widerspricht den Prinzipien unseres Glaubens.

„Gelobt sei der Herr täglich, Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch,“

heißt es im 68.Psalm (Ps.68,20).

Der Glaube an Gottes gerechtes Gericht am Ende der Zeiten lässt einen das Unrecht und die Krisen der Gegenwart aushalten, ohne zu resignieren oder zynisch zu werden. Esgibt eine Hoffnung auf Gerechtigkeit. Es gibt eine Hoffnung, dass die Wahrheit am Ende triumphiert, und dass durch Krisen und Leid hindurch alles gut wird. Im Neuen Testament ist diese Glaubensüberzeugung untrennbar mit der Auferstehung Jesu verknüpft.

Wenn, wie in Davids Lied, die ganze Schöpfung, Himmel, Erde und Meer, das Feld und die Bäume des Waldes in den Lobpreis Gottes einbezogen werden, dann ist das ein erstaunlich globales Denken. Aber anders könnte es der Größe und Schöpfermacht Gottes auch nicht ansatzweise entsprechen.

Solcher Lobpreis weitet den Horizont. Und er lässt einen auch den Blick für die kleinen Hoffnungszeichen nicht verlieren. Der Förster im Stadtwald zeigte uns, welche Strategien es gibt, um den Wald künftig resistenter gegen die Einflüsse des Klimawandels zu machen; das sind hoffnungsvolle Ansätze.

Jubelnde Bäume – schwer vorzustellen. Jubelnde Menschen? In den zerschossenen Städten der Ukraine, in den immer trockeneren Gebieten Afrikas und des Nahen Ostens, auf den Intensivstationen, in den Gefängnissen der zahlreichen Diktaturen ist das nur sehr schwer vorzustellen. Aber wenigstens die Bilder, die Phantasie, sich das vorzustellen, tragen eine starke, tröstende, aufrichtende Kraft in sich. Und sie sind nicht bloß Träume, sondern gründen in einer von Gewissheit getragenen Hoffnung. Die biblische Sprache ist Hoffnungssprache. es lohnt sich, sie zu lernen.

Pfarrer Thomas Sinning

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