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Macht euch die Erde untertan!

CC0 Public Domain

In der Thomasmesse zum Thema „Bewahrung der Schöpfung – Warum wir trotz Klimakatastrophe nicht handeln“ haben wir gefragt, was Gottes Auftrag „Macht Euch die Erde untertan!“ wirklich bedeutet.

Auf den ersten Seiten der Bibel lesen wir:

Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. (1. Buch Mose, 1,27+28)

Interessant ist diese Sonderstellung des Menschen in der Schöpfung. Gott will sich nicht nur an Pflanzen und Tieren erfreuen, sondern hat sich ein besonderes Gegenüber geschaffen, ein ihm korrespondierendes Geschöpf, das in Beziehung zu seinem Schöpfer, im Zwiegespräch mit seinem Schöpfer, leben und herrschen darf.

Gott hat dem Menschen eine erstaunliche Würde gegeben, hat ihn quasi zu Gottes Statthalter, zu Gottes Verwalter auf Erden bestimmt, der von Gott den Auftrag und die Kraft des Herrschens empfängt. Es geht hier ganz und gar nicht um die Alleinherrschaft eines mit unbegrenzter Macht herrschenden Menschen. Der Mensch, der herrschen soll über seine Mitgeschöpfe, ist selbst Geschöpf. Sobald er sich zum Schöpfer aufspielt und vergisst, dass er Geschöpf ist, ist seine Herrschaft in Gefahr, diktatorisch und zerstörerisch zu werden.

Und schauen wir genau hin: Der Mensch darf nur über die Tiere, nicht über andere Menschen herrschen. Und der Auftrag zu herrschen ist auch nicht einzelnen Menschen gegeben, sondern grundsätzlich allen Menschen, also ganz gewiss nicht einzelnen Männern. Herrschen darf der Mensch nur als Mann und Frau gemeinsam. Als Mann und Frau geschaffen ist der Mensch Ebenbild Gottes. Wie anders hätte die Herrschaft über die Erde wohl ausgesehen, wenn sie schon immer gemeinschaftlich von Männern und Frauen ausgeübt worden wäre!

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Tiere.

Ja, erstaunlich: es geht hier eigentlich gar nicht um einen Auftrag, sondern vielmehr um einen Segen, mit dem Gott die Menschen segnet. Gesegnet wird man von Gott, um ein Segen zu sein für andere.

Dietrich Bonhoeffer hat in einer Vorlesung mit dem Titel „Schöpfung und Fall“ deutlich herausgestellt, wie das Freisein des Herrschens gerade die Bindung an die beherrschte Kreatur einschließt. Er schreibt: “Der Acker und das Tier, dessen Herr ich bin, ist die Welt, in der ich lebe, ohne die ich nicht bin. Es ist meine Welt, meine Erde, über die ich herrsche, frei von ihr bin ich nicht in dem Sinne, dass ich der Natur nicht bedürfe; vielmehr in meinem ganzen Sein, in meiner Geschöpflichkeit gehöre ich ganz zu dieser Welt, sie trägt mich, nährt mich, hält mich.“

Ebenbild Gottes ist der Mensch nicht für sich allein, sondern als ein Geschöpf unter Mitgeschöpfen. Als Bild Gottes soll der Mensch, sollen Mann und Frau in der Schöpfung Gottes etwas aufscheinen lassen von Gott, dem Schöpfer. Im Verhalten des Menschen soll etwas von Gottes liebender Haltung zur Welt, zu seiner Schöpfung, sichtbar werden. Von Gott gesegnet soll der Mensch zum Segen werden für seine menschlichen und tierischen Mitgeschöpfe.

Heute, und nicht erst heute, erleben wir genau das Gegenteil. Der Mensch setzt seine Begabung nicht zum Segen, sondern zum Fluch ein. Er quält seine Mitgeschöpfe, misshandelt und tötet sie. Ja, spätestens in unserem Jahrhundert, nachdem der Mensch dieses zerstörerische Handeln so weit gesteigert hat, dass er die gesamte Schöpfung Gottes und damit ja auch sich selbst gefährdet, müssten doch Christen, müssten doch Menschen, die aus dem Wort der Bibel leben, Vorreiter sein im Einsatz für die Bewahrung der guten Schöpfung Gottes.

Menschen, die Gott als Schöpfer und sich selbst und ihre Mitwelt als Geschöpfe Gottes erkannt haben, dürfen doch nicht tatenlos zusehen, wie die Zerstörung der Schöpfung Gottes immer gefährlichere Ausmaße annimmt, ja längst zu einer Klimakatastrophe geworden ist.

Es gab immer Christinnen und Christen, für die die Bewahrung der Schöpfung Gottes ein wichtiges Anliegen war. Aber im Grunde müssten wir, die wir uns selbst, und unsere ganze Welt als Schöpfung Gottes verstehen, an der Spitze der Bewegung stehen, die um den Erhalt dieser Welt kämpft, und nicht irgendwo im Mittelfeld oder noch weiter hinten. Ich wünsche mir so sehr, dass wir als Einzelne wie als christliche Gemeinde erkennen, dass die Bewahrung der Schöpfung Gottes kein Nebenthema neben vielen anderen mehr sein darf, sondern unseren ganzen Einsatz fordert.

Pfarrerin Silke Alves-Christe

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