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Ostern bewegt

Foto: privat

An Ostern bekommt das Leben eine neue Richtung. An Ostern siegt das Leben. Ein Grund zu singen, zu lachen und zu tanzen.

Die Säulen des romanischen Kreuzgangs im Kloster Domingo de Silos in Nordspanien folgen einander in einer regelmäßigen Reihe. Doch an einer Stelle wird diese Ordnung durchbrochen. Bei einer der Stützen sind die Säulen in sich gedreht, als wären sie in Bewegung geraten. Sie tanzen gewissermaßen aus der Reihe, bringen die Regelmäßigkeit ins Wanken und widersprechen der Ordnung.

Wer immer sich das ausgedacht hat, hat uns nicht mitgeteilt, was er sich dabei gedacht hat. Vielleicht ist es inmitten der Schönheit der romanischen Architektur und Kunst ein Hinweis darauf, dass von Menschen auf Erden geschaffene Werke nie vollkommen sind. Ein interessanter Gedanke in Zeiten des Perfektionismus und der Selbstoptimierung.

Durch die gedrehten Säulen kommt eine Relativierung in das Gebäude. Eine Korrektur an seiner Erhabenheit wird angebracht. Das Ganze wird nicht mehr ganz so ernst genommen. Und darum muss man sich selbst dann auch nicht mehr ganz so ernst nehmen und kann vielleicht sogar einmal über sich selbst lachen. Das kann ja auch etwas Befreiendes haben.

Als ich diese gedrehten Säulen im April 2016 während eines Urlaubs sah, kam mir der Gedanke, sie könnten auch ein Hinweis auf Ostern sein. Denn Ostern ist der Anfang einer Bewegung. Nicht nur im Sinne des bürgerlichen Osterspaziergangs oder des protestierenden Ostermarschs. Ostern ist der Anfang einer ganz neuen und noch nie dagewesenen Bewegung. An Ostern bekommt das ganze Leben eine neue Richtung. Eine Drehung, eine Wendung, die aus der Starre des Todes in die Bewegung eines neuen Lebens führt; dieses hat den Tod nicht mehr vor sich, sondern ein für allemal hinter sich. Die Welt gerät aus dem Takt von Werden und Vergehen. Sie fängt an zu tanzen, aus der Reihe zu tanzen, auf einen ganz neuen Weg hin zum Leben.

Und das Ergebnis ist: Erleichterung. Ein befreites Aufatmen. Ein fröhliches Lachen. Der spätmittelalterliche Brauch des Osterlachens in den Kirchen war sinnenfälliger Ausdruck der Freude über die Befreiung von Sünde, Tod und Teufel durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Der Glaube lacht gegen und über den Tod: „ein Spott aus dem Tod ist worden“ wie es in dem Osterlied „Christ lag in Todesbanden“ von Martin Luther heißt:

Die Schrift hat verkündet das,
wie ein Tod den andern fraß,
ein Spott aus dem Tod ist worden.
Halleluja.

Das ist die frohe Botschaft, die an Ostern – in aller menschlichen Unvollkommenheit – zu verkündigen ist.

An Ostern siegt das Leben. Ein Grund zu singen, zu lachen und zu tanzen.

Frohe Ostern!

Pfarrer Jürgen Seidl

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