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Monatsspruch Oktober

Suchet der Stadt Bestes

© Carina Dobra / fundus.ekhn.deSkyline von Frankfurt am MainMonatsspruch für Oktober 2020: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl.“ Jeremia 29,7

"Als besonders wohltuend für das Beste einer Stadt, eines Gemeinwesens empfinde ich es, in dieser Pandemiekrise in Kirchengemeinden Menschen zu treffen, die aus ihrem Glauben heraus innerlich getröstet und gestärkt sind ..."

Die Verbannten in Babylon hatten eine andere Botschaft des Propheten erwartet: Ungeduldig hofften sie darauf, endlich aus dem babylonischen Exil heimkehren zu dürfen nach Jerusalem, in ihre geliebte Heimatstadt, aus der König Nebukadnezar viele der Bewohner ins ferne Babylon verschleppt hatte. Aber in dieser fremden, verhassten Stadt sollten sie nicht nur lange ausharren – Jahre, Jahrzehnte lang –, sondern Jeremia schreibt den Deportierten in einem Brief, was Gott dort von ihnen erwartet:

Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl. (Jeremia 29,7)

Dreimal steht im hebräischen Urtext das Wort „Schalom“, das nicht nur Frieden bedeutet, sondern Wohlergehen, Ganzsein, umfassendes Heil: Suchet den Schalom der Stadt, denn ihr Schalom wird für euch Schalom sein.

Jeremia rät also nicht nur dazu, sich mit den widrigen Umständen im Feindesland längerfristig zu arrangieren, sondern aktiv etwas für den Frieden und das Wohlergehen, eben das Beste dieser Stadt Babylon, zu tun.

Manche kritisieren die Nützlichkeitserwägung in diesem Prophetenwort: „Wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl“. Aber sollten wir uns wirklich darüber erheben, während wir selbst noch nicht einmal die Lektion gelernt haben: „Wenn es unserer Umwelt gut geht, so geht’s auch uns gut“?

Aufregender an diesem interessanten Prophetenwort finde ich den Aufruf, für die Stadt Babylon, in die die Jerusalemer verschleppt wurden, zu beten.

600 Jahre, bevor Jesus die Feindesliebe predigte, kommt diese Aufforderung, für die feindliche Stadt zu beten, dieser schon erstaunlich nahe. Ja, stellen wir uns einmal vor, für die Menschen, die uns besonders zu schaffen machen: die unsensible Kollegin, den unfairen Chef, den Verwandten, zu dem wir aus guten Gründen den Kontakt abgebrochen haben, zu beten. Wenn wir das ernsthaft täten, würde sich in unserem Bewusstsein einiges verändern. Und das könnte auch Konsequenzen haben für die Beziehung zu den betreffenden Menschen und nicht zuletzt für den eigenen Schalom, den eigenen Seelenfrieden.

Zweieinhalb Jahrtausende nach dem babylonischen Exil wird das Prophetenwort immer wieder einmal zitiert, wenn es um die Beziehung einer Kirchengemeinde zu Stadt oder Dorf geht. Ja, eine Kirchengemeinde soll dem Wohl des Gemeinwesens dienen, soll tun, was sie kann, um zu einem guten Miteinander in der Stadt beizutragen.

Wie viel das wirklich ist, sehen zahlreiche Menschen gar nicht, die der Kirche den Rücken kehren. Vielleicht nehmen sie noch die Arbeit der kirchlichen Kindertagesstätten wahr, die ein großartiges Übungsfeld der Integration und eines friedlichen Miteinanders schon in den frühesten Jahren sind.

Wie sehr eine Kirchengemeinde dem Gemeinwohl dient, das ist mir ganz besonders jetzt in dieser Pandemiezeit aufgegangen. Ich möchte eine solche Krisenzeit auf keinen Fall ohne die Einbindung in eine Kirchengemeinde erleben und bin beeindruckt, wie Menschen in der Dreikönigsgemeinde in dieser Krise über die eigene Familie hinaus mit anderen Menschen verbunden sind, und wie sie aus ihrem christlichen Glauben heraus ein vielfältiges, aufmerksames, verantwortliches Engagement entwickeln. Das stärkt nicht nur die eigene Gemeinde, sondern trägt durchaus auch zum Frieden, zur Stabilität, zum Wohlergehen der Stadt bei.

Als besonders wohltuend für das Beste einer Stadt, eines Gemeinwesens empfinde ich es, in dieser Pandemiekrise in Kirchengemeinden Menschen zu treffen, die aus ihrem Glauben heraus innerlich getröstet und gestärkt sind, die in keinster Weise gefährdet sind, irgendwelchen Verschwörungstheorien auf den Leim zu gehen, die sich weder in Ängsten verlieren, noch sich in falscher Sicherheit wiegen und darum etwa unvorsichtig und verantwortungslos sich selbst und andere gefährden.

„Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN“

ist schon seit Jahren das Motto des Turmgebets für die Stadt, wo einmal im Monat Mitglieder der Dreikönigsgemeinde auf dem Kirchturm der Bergkirche – die Stadt Frankfurt vor Augen – für unterschiedlichste Menschen in unserer Stadt beten. Wie heilsam in aller Unsicherheit dieser sonderbaren Zeit ist auch das wöchentliche ökumenische Fürbittgebet, in dem die Herausforderungen dieser Pandemiezeit immer wieder vor Gott ausgesprochen werden.

Als Christen sind wir nicht frei von den Belastungen, die unsere Gesellschaft zu tragen hat.

In allem, was uns zu schaffen macht, gibt uns dieses Prophetenwort keinen billigen Trost, sondern zwei Aufgaben: Das Beste, also den Frieden, den Schalom unserer Stadt zu suchen und für sie zu beten.

Pfarrerin Silke Alves-Christe

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