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Ein Beitrag zur Geschichte der Kirchenmusik an der alten Dreikönigskirche

Waren die alten Sachsenhäuser tatsächlich Verächter der Kirchenmusik?

Anläßlich des Jubiläumsjahres 1981 gab der Kirchenvorstand der damaligen Dreikönigsgemeinde eine von Pfarrer Wilhelm Gegenwart zusammengestellte Festschrift zur Geschichte der Gemeinde und der Dreikönigskirche heraus. Darin versuchte Kantorin Renate Meierjürgen, in einem Beitrag die Entwicklung der Kirchenmusik an der Dreikönigskirche nachzuzeichnen.

Anhand der von ihr herangezogenen Quellen kam sie zu einem ernüchternden Ergebnis: Anscheinend hatte es im 17. und 18. Jh. außer Gemeindegesang und Orgelspiel keine nennenswerte Kirchenmusik an Dreikönig gegeben. Als einziges Beispiel führte Renate Meierjürgen ein Zitat aus der Chronik des Peter Müller an, wo es heißt: „Den 25. Tag December uf Christtag 1613 hat man zum ersten Mal gemusicirt in der Kirche zu Sachsenhausen zu 3 Königen.“ Ob es sich um eine mehr oder weniger einmalige Sache handelte, wird aus dem Zitat nicht klar.

Von 1712 bis 1721 war Georg Philipp Telemann städtischer Kapellmeister und für die sonn- und feiertägliche Kirchenmusik an den beiden lutherischen Hauptkirchen der Stadt, der Barfüßerkirche und der Katharinenkirche, verantwortlich. Auch aus dieser Blütezeit der Musik in Frankfurt lagen Renate Meierjürgen keine Nachrichten aus Dreikönig vor. Als Begründung dafür äußerte sie eine kühne Vermutung: „Vermutlich lag Sachsenhausen zu weit ab vom Geschehen in der freien Reichsstadt. Möglicherweise auch hatten die Sachsenhäuser mehr Vergnügen an ihren z. T. recht derben Volksfesten!“

Schaut man sich die vorhandenen Quellen zur Frankfurter Kirchenmusik jedoch genauer an, stellt man erstaunt fest, daß es offenbar von Weihnachten 1613 bis in die Zeit um 1800 an Dreikönig an jedem Sonn- und Feiertag (mit Ausnahme der ernsten Anlässe) eine größere Kirchenmusik mit Instrumentalisten, Sängern und Kapellknaben gegeben hatte. Und dies sowohl im Vormittags- als auch im Nachmittagsgottesdienst und zwar unmittelbar vor der Predigt. Höchstwahrscheinlich wurde auch während der Austeilung des Abendmahls musiziert, das in Dreikönig alle zwei Wochen im Wechsel mit der Peterskirche in der Neustadt gefeiert wurde. Überraschend ist dies eigentlich nicht, denn bereits vor der Reformation waren Dreikönig und St. Peter Pfarrfilialen der Dompfarrei gewesen. Auch nach der Etablierung eines evangelischen Kirchenwesens rangierten sie gleich hinter den beiden Hauptkirchen. Deshalb gab es auch in der Peterskirche lange Zeit eine eigene Kirchenmusik.

Während die Kirchenmusik an der Barfüßerkirche und St. Katharinen wie gesagt dem städtischen Kapellmeister oblag und von der Stadt unterhalten wurde, lag die Kirchenmusik an Dreikönig in den Händen des jeweiligen Organisten. Finanziert wurde sie ganz überwiegend durch Spenden aus der Bevölkerung. Man kann davon ausgehen, daß es Musiker gab, die mehr oder weniger unentgeltlich an der Kirchenmusik mitwirkten. Da die Kirchenmusik an Dreikönig sozusagen neben der offiziellen städtischen Musik herlief, hat sie vermutlich aus diesem Grund nur wenige Spuren in den Archiven hinterlassen. Neben der Finanzierung war natürlich ein weiteres Problem, inwieweit geeignete Instrumentalisten und Sänger für eine anspruchsvolle Kirchenmusik überhaupt zur Verfügung standen, wobei die Besetzungen damals eher klein waren.

Ein schönes Beispiel für den Anspruch, den man in Sachsenhausen bereits in der 1. Hälfte des 17. Jh. an die Kirchenmusik hatte, ist Johann Meyer, der 1636 Organist der Dreikönigskirche wurde und es bis zu seinem Tod 1676 blieb. Er war in jungen Jahren Kapellknabe an der Barfüßerkirche gewesen und Schüler des dortigen Organisten Matthias Sagittarius, übrigens ein Katholik aus Tirol. Dies bedeutete, Johann Meyer hatte den Aufschwung der Frankfurter Kirchenmusik unmittelbar miterlebt, der 1623 mit der Übernahme des neugeschaffenen Amtes eines städtischen Kapellmeisters durch den aus Nürnberg stammenden Komponisten, Musiktheoretiker und Musikpädagogen Johann Andreas Herbst begonnen hatte. Als Organist an Dreikönig orientierte sich Johann Meyer am Niveau der beiden Hauptkirchen, denn hier musizierte man dank Johann Andreas Herbst auf der Höhe der Zeit und dies hieß damals nach venezianischem Vorbild.

Praktischerweise konnte gleich 1637 in der Dreikönigskirche eine neue Orgel eingeweiht werden, die der Gastwirt Stanislaus Keller gestiftet hatte. Und da sage noch einer, die alten Sachsenhäuser hätten nichts für die Kirchenmusik übrig gehabt!

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