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Mitverantwortung für die Demokratie

Monatslosung für Juli nicht nur zur Europawahl

350 Millionen Menschen in 27 Ländern sind aufgerufen, die 720 Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Brüssel zu wählen. In einer Zeit multipler, sich überlagernder Krisen stehen wir alle als Wahlberechtigte vor der Herausforderung, politische Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft und die Werte Europas maßgeblich prägen werden.

Diese Wahl ist also keinesfalls egal und der Gang in die Wahlkabine – oder das Ausfüllen und Absenden der Briefwahlunterlagen – gerade aus evangelischer Perspektive enorm wichtig. Denn, so schreibt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in einer Handreichung zur diesjährigen Europawahl: „Sich jeden Tag aufs Neue für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, ist der Auftrag für evangelische Christen. Europapolitik geschieht dabei nicht unabhängig vom Leben vor Ort: Sie entsteht erst durch die Wahl von Menschen, die sich für bestimmte Positionen stark machen, die sich wiederum in Gesetzen und Initiativen niederschlagen und danach Wirkung in unseren Gemeinden entfalten.“ Doch welche Richtschnur haben wir für die eigentliche Wahlentscheidung?

Der Bibelvers aus Exodus 23,2, der über dem diesjährigen Juli steht, lautet:

„Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“

Als Christ:innen sind wir dazu aufgerufen, unser Handeln und unsere politischen Entscheidungen an den Prinzipien unseres Glaubens auszurichten.

Doch wie können wir das konkret umsetzen? Zunächst einmal bedeutet das wohl, sich bewusst zu machen, welche Prinzipien wir als Christenmenschen vertreten: Solidarität, Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden sind zentrale Werte, die unser Handeln in der Politik leiten sollten. Wenn wir uns für politische Kandidat:innen und Programme entscheiden, gilt es daher, darauf zu achten, dass sie diesen Werten entsprechen und sich für ein weltoffenes und menschenfreundliches Europa einsetzen.

Bei der Prüfung von Kandidat:innen und Programmen wird man bei dieser Europawahl auch auf solche stoßen, die nicht den Fortschritt Europas im Sinn haben. Es treten am 9. Juni auch Parteien und Personen an, die das Friedens- und Wohlstandswerk Europa zurückbauen, Minderheiten gegeneinander ausspielen und die Europäische Union an das Meistbietende unter den autokratischen Regimen weltweit verschachern wollen. Ihrem Hass und ihrer Menschenverachtung nicht auf den Leim zu gehen ist bei dieser Wahl oberste Christ:innenpflicht.

In der Wahlkabine sollten wir daher mutig für das eintreten, was richtig und gerecht ist, auch wenn es unbequem oder unbeliebt erscheint. Das erfordert manchmal, gegen den Strom zu schwimmen und sich für Minderheiten oder Schwache einzusetzen. Doch genau das ist es, was unser Glaube von uns verlangt: einstehen für diejenigen, die keine Stimme haben, und für eine Gesellschaft, die von Gerechtigkeit und Solidarität geprägt ist. Denn: „Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“

Die Europawahl bietet uns die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft teilzunehmen und unseren Glauben in die gelebte politische Praxis umzusetzen. Wir können am 9. Juni dazu beitragen, ein weltoffenes und starkes Europa zu erhalten. Daher sei hier noch der gemeinsame Aufruf der christlichen Kirchen in Deutschland zitiert: „Machen Sie bei der Wahl von Ihrer Stimme Gebrauch. Wählen Sie eine gemeinsame Zukunft in einem starken Europa!“

Thomas Reitz

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