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Es geht um alles.

Gottesdienst zu Karfreitag aus der Bergkirche und der Dreikönigskirche

Audio-Predigt zum Gottesdienst am Karfreitag am 07.04.2023 aus der Bergkirche und der Dreikönigskirche

Liturgie und Predigt: Pfarrer Thomas Sinning

Lesung aus dem Johannes-Evangelium, 19. Kapitel

Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.

Sie nahmen ihn aber, und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.


Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Ps 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.

Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er:

Es ist vollbracht.

Und neigte das Haupt und verschied.

Predigttext: Kolloserbrief 1, 13 - 20

Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.

Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.

Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde.

Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

Predigt

Es geht um alles, liebe Gemeinde! Am Karfreitag geht es ums Ganze. Dieser Karfreitag lädt uns ein, das Große Ganze in den Blick zu nehmen. Gleich acht Mal kommt hier in diesem alten urchristlichen Lied, das in unserem Predigttext zitiert wird, das Wort „alles, aller, alle“ vor. Es geht um Alles.

Wir sind es ja gewohnt, uns auf das zu konzentrieren, was uns vor Augen ist. Was uns gegenwärtig beschäftigt. Was uns belastet. Was uns zu schaffen macht. Was im Moment wichtig ist.

Und über all dem breitet unser heutiger Predigttext gleichsam eine goldglänzende byzantinische Kuppel aus mit dem Pantokrator, dem Allherrscher Christus, der vor allem und über allem steht.

Da drunter sind versammelt die großen und die kleinen Probleme meines ganz persönlichen Alltags. Da sind die Gedanken über das, was auf uns zukommt an Veränderungen in unserer Gesellschaft zur Erreichung der Klimaziele. Da sind die nicht enden wollenden Berichte von Kriegen und Krisen in der Welt. Da ist so vieles, über das ich mir zurecht Gedanken mache. Da ist vielleicht auch eine ganz persönliche Sache, die mich einfach nicht loslässt.

Und heute, wie an jedem Karfreitag, hören wir auch den Bericht von der Kreuzigung Christi, wie ein Widerschein all der großen und der kleinen Probleme unserer Zeit.

Doch unser Predigttext lädt uns jetzt ein, einmal zurück zu treten und das Große Ganze in den Blick zu nehmen. Den Blick zu erheben und in die Goldene Kuppel zu blicken. Abstand zu gewinnen. Eine neue Perspektive einzunehmen: den Blick auf das Große Ganze, der uns im Alltag oft fehlt.

Da weitet sich alles zu einem kosmischen Geschehen. Die Geschichte von der Kreuzigung Jesu, in der sich letztlich alle Fragen um Leben und Tod widerspiegeln, wird zu einem kosmischen Drama. Diese aus damaliger Sicht eigentlich belanglose Geschichte von der brutalen Hinrichtung einer religiösen Gestalt in einer entfernten Provinz des römischen Reiches – sie wird hier zu einem alles verändernden Geschehen.

In dem urchristlichen Hymnus wird die Kreuzigung Jesu zu einem kosmischen Ereignis. „Er ist vor allem, und es besteht alles in ihm.“ Da werden die Menschen klein, und mit ihnen die ganzen Themen, die einem immer wieder zu schaffen machen und einen im Alltag nicht loslassen wollen.

Nichts ist mehr eng. Alles weitet sich, so, wie der Himmel über uns sich weitet. Nicht mehr der Mensch in seiner Not und in seiner Faszination und Schönheit steht in der Mitte, um die sich alles dreht. Größere Zusammenhänge werden erkennbar. Und vielleicht wird eine Leichtigkeit spürbar, die gut tut.

Staunen wir einen Augenblick über diese Welt, die Gott geschaffen hat! Der Beginn der Schöpfung, angefangen von dem Urknall vor 13 Milliarden Jahren, ist Gottes Werk. Der ganze unvorstellbar große Kosmos ist Gottes Werk. Die ganze Erde mit ihren Milliarden von Menschen ist Gottes Werk. Welch faszinierende Perspektive!

Doch - sie wird getrübt. Denn da geht ein Riss durch diese Welt. Ein tiefer, schmerzhafter Riss. Es ist das Böse, das in mannigfaltiger Gestalt diese wunderbare, faszinierend schöne Welt entstellt. Wir sehen diesen Riss, wenn wir Jesus am Kreuz betrachten, unschuldig verurteilt und brutal entmenschlicht hingerichtet.

Wir sehen diesen Riss, wenn wir die Bilder von Krieg und Zerstörung in den Nachrichten vor Augen haben. Wir sehen diesen Riss, wenn wir die katastrophalen Folgen des menschengemachten Klimawandels in immer kürzeren Abständen berichtet bekommen nicht nur von allen Enden der Welt, sondern auch bei uns.

Wir spüren diesen Riss aber auch, wo Menschen verletzt werden an Leib und Seele. Wo Egoismus und Gleichgültigkeit das Zusammenleben der Menschen belastet.

Und wir spüren diesen Riss auch, wo das eigene Gewissen sich regt und ich einsehen muss, dass mein Handeln nicht frei von Fehlern und nicht frei von Schuld ist. Wir spüren diesen Riss, wenn Beziehungen in Krisen geraten und menschliche Enttäuschungen das Leben eintrüben.

Was also im großen Bild, wenn wir die kosmische Perspektive einnehmen, klein erscheint, das erweist sich in der täglichen Realität meines Lebens als große Herausforderung. Als Belastung. Als Beeinträchtigung. Als etwas, das mich spüren lässt: hier braucht es eine Änderung. Hier braucht es Erlösung. Hier möchte ich versöhnt werden und Frieden schließen können mit dem, was wie ein Riss durch mein Leben geht und was mich belastet.

Ja, wir brauchen Frieden. Wir brauchen Versöhnung. Wir brauchen Vergebung und Neuanfang dort, wo durch eigene oder durch fremde Schuld Schaden entstanden ist, wo eine Beziehung zerstört wurde, wo das Zusammenleben belastet wurde.

Wir brauchen Hoffnung. Und wir brauchen Frieden in dieser zerrissenen Welt, in der Diktatoren ihre Großmachtphantasien gewaltsam ausleben und die Schöpfung die vom Menschen verursachten Schäden nicht mehr ertragen kann. Wir brauchen Frieden und Versöhnung. Und schließlich: wir möchten mit dem Leben versöhnt sein, wenn wir sterben. Aber einer muss den Anfang machen.

Hier sind wir wieder beim Karfreitag. Christus ist der Erste. Er hat den Anfang gemacht.

„Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.“ (V. 18b)

Das ist nicht logisch und nicht ohne weiteres nachvollziehbar. Man könnte in der Tat fragen: Der Tod Jesu - ist er nicht nur ein Unrecht unter Millionen in der Weltgeschichte?

Schon der Apostel Paulus musste sich mit dem Einwand auseinandersetzen.

„Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist´s eine Gotteskraft.“ (1Kor.1, 18)

„Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden ein Ärgernis und eine Torheit werden; so sei´s doch mir, trotz allen frechen Spottes, die Weisheit Gottes,“ (EG 91,5)

so haben wir gesungen.

Das Kreuz Christi ist, so absurd es scheinen mag, der Fixpunkt unserer Hoffnung auf Versöhnung und auf Frieden. Die Macht des Todes in allen ihren Varianten und Schattierungen ist überwunden! Unglaublich, aber wahr.

Zu verstehen ist das wohl nur, wenn wir lernen, Gott größer zu denken als bisher. Gott ist immer größer als unsere beschränkte Gedankenwelt. Darum tut es gut, dieses kosmische Bild des großen Ganzen in den Blick zu nehmen. Christus ist der Erste. Er hat den Anfang gemacht.

Dieser Anfang geschieht aber nicht von oben herab. So wünschen wir uns das ja manchmal. Dass Gott eingreift und Kriege und Katastrophen beendet und das Böse in seine Schranken weist und alles gut macht. Nein. So geschieht es nicht. Der Neuanfang geschieht von unten. Dort, wo es keiner erwartet. Wo es nicht ins Auge fällt. Wo eigentlich nichts mehr zu erwarten ist. Der Neuanfang geschieht am Kreuz Jesu.

Gott identifiziert sich mit dem, der unschuldig zum Tode verurteilt am Kreuz qualvoll stirbt. Er sagt:

„Seht her, das bin ich. Wenn ihr das Geheimnis einer intakten Welt und eines versöhnten Lebens und eines wirklichen Friedens sucht, dann seht auf Jesus; auf ihn, der der Gewalt und dem Unrecht widerspricht, indem er selber auf Gewalt und Unrecht konsequent verzichtet. Und wenn ihr das Geheimnis der Überwindung des Todes verstehen wollt, dann seht auf ihn, der den Tod erträgt im Vertrauen darauf, dass das Leben, das Gott erschafft, stärker ist als der Tod.“

So ist Jesus der Erste von allen für alle. Für die ganze Welt. Er weist uns den Weg, der Hoffnung verspricht: ohne Gewalt, aber mit einer von Vertrauen getragenen Beziehung zu dem lebendigen Gott.  

Da können wir staunen: Welche Kraft liegt in Gottes Handeln am Kreuz! Sie übersteigt alles: unsere persönlichen Belastungen, unsere Zukunftsängste, die scheinbar unlösbaren Konflikte, die mich in meinen Beziehungen beschäftigen; Gottes Kraft übersteigt aber auch die Eroberungsphantasien größenwahnsinniger Diktatoren und die düsteren Prognosen des Weltklimarates.

Das Bild des großen Ganzen mit dem gekreuzigten Christus in der Mitte inspiriert uns zur Hoffnung. Alles wird gut. Darum kann Jesus sagen:

„Es ist vollbracht“.

Amen.

Fürbitten Karfreitag 2023

Jesus Christus, heute blicken wir auf dein Kreuz. Wir staunen über diene Leibe, die das tiefste Leid aushält und die ganze Welt mit einer unbesiegbaren Hoffnung erfüllt.

Wir bitten dich für alle Menschen, die niedergedrückt sind von den Kreuzen ihres Lebens. All diejenigen, die gebeugt gehen, weil die Last auf ihren Schultern schwerer wiegt als ihre Kraft reicht. Hilf ihnen, die Last zu tragen. Lass sie nicht darunter zusammenbrechen, sondern neu den Blick wagen – ins Leben.

Jesus Christus, heute blicken wir auf dein Kreuz. Wir bitten dich für uns, weil uns deine Botschaft vom Kreuz nicht immer erreicht, nicht immer bewegt. Hilf uns, dass uns dein Kreuz nicht kalt lässt, hilf uns, dass uns die Kreuze der anderen nicht kalt lassen, hilf uns, dass wir nicht sagen: „selbst schuld“, oder: „was kann ich da schon machen“. Hilf uns, dass wir selbst die Hände und die Herzen regen – und dem Leben dienen.

Jesus Christus, heute blicken wir auf dein Kreuz, um uns von dir stärken zu lassen.  Durch dein Kreuz hast du ein Zeichen des Friedens gesetzt. Wir bitten dich um gerechten Frieden überall dort, wo der tiefe Riss des Bösen das Leben der Menschen bedrückt und zerstört.

Wir bitten dich für alle, die nicht mehr glauben, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Für alle, die sich damit abgefunden haben. Für alle, die darunter leiden.

Großer Gott, alle Kreatur seufzt und sehnt sich nach Erlösung. Mache die Menschen und damit auch uns bereit, deine Schöpfung als Lebensraum für alle Geschöpfe zu bewahren, bis du kommst und alles vollenden wirst.

Nähre neu unsere Hoffnung, belebe unsere Kräfte und erfülle Kopf und Herz mit deinem lebendig machenden Atem.

Erwecke durch deinen Tod in uns die Liebe, die lebendig macht und den Tod überwindet.

Wir beten in der Stille

 

Vaterunser

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