Dreikönigsgemeinde

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der Dreikönigsgemeinde zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

Was mache ich, wenn...
Menümobile menu

Sein Name ist Programm: Josua, „Gott hilft“

Predigt gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 13.01.19 über Josua 3,5-11.17 zum 1. Sonntag nach Epiphanias in der Bergkirche.

5 Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der Herr Wunder unter euch tun.

6 Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her.

7 Und der Herr sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein.

8 Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen.

9 Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des Herrn, eures Gottes!

10 Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter:

11 Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan.

Liebe Gemeinde!

Neues wagen. Anspannung spüren. Herzklopfen. Es gibt viele Situationen, wo das zu spüren ist:  

Erstes Date mit einem Menschen, der mein Partner werden könnte.

Neuer Job, neue Kollegen.

Einzug in eine neue Wohnung: wie fühlt sich das an? Werde ich mich wohl fühlen? Wer sind die Nachbarn?

Eine neue Aufgabe übernehmen: Schaffe ich das? Übernehme ich mich auch nicht?

Eine unangenehme Diagnose. Der Arzt sagt: Da haben wir einen langen Weg vor uns. Ausgang ungewiss.

Wir kennen solche Situationen des Übergangs, in denen einem ein bisschen bange ist vor dem Neuen; vielleicht gibt es eine freudige Erregung und Anspannung. Vielleicht aber überwiegen doch die Bedenken, oder gar die Angst, das nichts mehr so sein könnte wie vorher.

So kann man sich die Situation der Israeliten vorstellen, als sie nach vierzigjähriger Wanderschaft durch die Wüste am Ufer des Jordan stehen, kurz davor, ihr Ziel zu erreichen: das gelobte, das verheißene Land, in dem sie in Freiheit leben werden. Die Erinnerung an die Sklaverei in Ägypten ist in den Erzählungen der älteren Generation noch präsent. Die Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei, an die Rettung am Schilfmeer, als sie alle trockenen Fußes hindurchkamen, verfolgt von den Truppen des Pharao. Das alles haben sie von den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern noch im Ohr.

Und jetzt stehen sie am Ufer des Jordan. Sie wissen: Es gibt keinen anderen Weg, keinen anderen Weg, als durch ihn durchzugehen. Durch den Jordan gehen? Als wäre das so einfach. Der Fluß ist breit, dazu  noch über die Ufer getreten, viel Wasser floss dort damals. Ganz anders als heute. Eine schnelle, reißende Flut. Der Gedanke drängt sich auf: Wie sollen wir das schaffen? Unüberwindbar.

Manchmal kann einem ein solcher Gedanke zu schaffen machen: Das schaffe ich niemals! Wenn Probleme zu kompliziert werden, wenn Schmerzen zu tief werden, wenn ich Angst spüre, dann  möchte man lieber umkehren und weglaufen. Weglaufen vor dem eigenen Jordan der Herausforderungen und Probleme, die mir zu schaffen machen. Umkehren und wegrennen, da bin (und bleibe) ich doch auf der sicheren Seite.

In solchen Momenten ist es gut, wenn ich sehe: ich bin ja nicht allein. Da sind ja noch andere. Und da steht einer, der uns von Gott an die Seite gestellt wird.

Josua ist von Gott berufen worden, als Nachfolger des Mose die Israeliten in das verheißene Land zu führen. Sein Name ist Programm: Josua, „Gott hilft“ oder „Gott rettet.“ In der aramäischen Version ist dieser Name uns sehr vertraut: Jeschua, lateinisch Jesus. Er steht da und weist uns den Weg. Er gibt die richtigen Schritte vor. Ich brauche ihm nur zu folgen.

Warum ihm? Warum ausgerechnet ihm? „Gott hilft“ ist sein Name. Ist es wirklich Gott, der mir hilft? Sind es nicht oft andere Menschen, die mir zugewandt sind, denen ich etwas bedeute, die mir beistehen, die mir Mut machen? Sind es nicht eher glückliche Zufälle, Spontanheilungen, oder gar meine eigenen inneren Kräfte, die mir helfen und mich weiter tragen?

„Gott hilft“. Auch wenn er Menschen in Dienst nimmt und sein Handeln verborgen bleibt: Gott hilft. Gott und niemand sonst. Damit das auch sichtbar wird, gibt es diesen Kasten aus Holz, die Bundeslade. Seit der Wüstenwanderung tragen die Israeliten ihn mit sich herum. Später wird er im Tempel stehen, im Allerheiligsten. Und in diesem Kasten, in der Bundeslade befinden sich die beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten. Von Gott selbst verfasst. Und was steht ganz am Anfang der Zehn Gebote?

„Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat“.

„Ich bin, der ich bin, ich bin für euch da“;

diese Worte, die Mose am Dornbusch gehört hat, mit denen Gott sich selber vorgestellt und beim Namen genannt hat, diese Worte klingen hier wieder an und machen deutlich: Gott ist da! Er ist für mich, für uns da! Er ist es, der uns führen und helfen kann, der mich durch schwierige, herausfordernde, belastende, aussichtslos scheinende oder heikle Wege heil hindurchbringen kann und will.

Damit das allen sichtbar vor Augen gestellt wird, gibt es diese schlichten Kasten, die Bundelade, die sichtbar ist und doch nichts anderes tut als uns daran zu erinnern, dass Gott unsichtbar ist, der mit uns geht. Unsichtbar, und doch ganz nah und real gegenwärtig ist er. Das gibt mir Mut, auch wenn die Fluten des Jordan, auch wenn die Fluten meines ganz persönlichen Jordans mir Angst machen und unüberwindlich scheinen.

Gibt es Wunder? Kann es denn überhaupt Wunder geben?

„Und die Priester, die die Lade des Bundes der HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.“

Ein Wunder, wie damals beim Auszug aus Ägypten, als die Israeliten durch Schilfmeer zogen und trockenen Fußes ankamen, unbehelligt von den Verfolgern. Gott hilft. Gott rettet.

Ja, liebe Gemeinde Gott kann Wunder tun. Und er tut es. Immer wieder. Damals wie heute. Die Israeliten sind in dem Land angekommen. Wie sie das durch den Jordan geschafft haben? Wie sich das Ganze historisch abgespielt hat? Das spielt in der Rückschau gar keine Rolle mehr. Die einschüchternde Flut hat sie jedenfalls nicht weggerissen oder untergehen lassen. Die Füße sind trocken und alle sind bewahrt geblieben. Gott hilft. Gott rettet.

Wunder werden oft erst im Nachhinein als Wunder wahrgenommen. Und manchmal gar werden sie übersehen. Aber der, der auf Gott baut, der ihm Vertrauen schenkt und die Schritte wagt, der kommt voran. Nicht an den Schwierigkeiten vorbei, sondern schon mitten hindurch. Aber am Ende steht das Wunder: Ich lebe. Ich bin vorangekommen. Ich bin angekommen. Gott sei Dank!

Damit wir die Wunder Gottes wahrnehmen können, braucht es eine Vorbereitung. Eine innere Öffnung. Eine Bereitschaft zu hören, zu gehorchen, zu folgen.

„Josua sprach: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun!“

Das ist es, was uns oft fehlt: die Heiligung. Die Offenheit und Sensitivität für Gottes Heiligen Geist. Die Bereitschaft und der Mut, sich völlig auf Gott einzulassen. Darauf, dass er mein Leben und das Geschehen in dieser Welt in seinen unbegreiflichen, aber unendlich liebevollen Händen hält. Der Glaube, dass Gott mich liebt und ruft. Das ist die Heiligung, die wir brauchen, um Gottes Wunder wahrzunehmen.

Heute, am ersten Sonntag nach Epiphanias, haben wir im Evangelium von der Taufe Jesu im Jordan gehört. Er ist der Josua, Jeschua, von dem Gott sagt:

„Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“

Er ist die Gegenwart Gottes unter uns, wie sie früher durch die Bundelade versinnbildlicht wurde.

Er ist für uns in den Jordan gegangen, damit wir durch die Fluten unserer ganz persönlichen Jordanflüsse aus Sorgen und Zweifel, aus Schuld und Angst, aus Ärger und Unzulänglichkeit hindurch bestehen können. Damit wir zu einem gelingenden Leben gelangen können. Zu einem gelingenden Leben, das in Gott Geborgenheit findet hier und dort.

Wenn Gott sich zu Jesus bekennt, sich mit ihm identifiziert, dann dürfen wir uns ganz an ihn halten. Denn er ist wie seinerzeit die Bundeslade derjenige, in dem Gott uns sichtbar und fühlbar nahe ist. Er ist es, der uns die Gebote, die in der Lade lagen, durch das Doppelgebot der Liebe so auslegt, dass wir durch sie zum gelingenden Leben finden können.

Was bleibt uns da noch, als ihm nachzufolgen. Auch wenn der Jordan wieder einmal zu viel Wasser haben sollte und die Fluten mich einschüchtern. Nur Mut.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top