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Gottesdienst zum Holocaust Gedenktag

Gedenkgottesdienst am 30. Januar 2022 in der Dreikönigskirche

Liturgie und Predigt: Pfarrerin Silke Alves-Christe und Pfarrer Thomas Sinning mit der Gedenkgruppe der Dreikönigsgemeinde

© Hans-Georg Vorndran / fundus.ekhn.deZu sehen sind Gedenktafeln an der Mauer des jüdischen Friedhofs Battonstraße in Frankfurt/M für die aus der Stadt deportieren jüdischen Menschen. Seitlich an der Mauer befinden sich kleine Boxen, in welche Namen sowie Geburts- und Todesdaten eingraviert sind. Auf diesen Boxen liegen kleine Gedenksteine.Gedenktafeln an der Mauer des jüdischen Friedhofs Battonstraße in Frankfurt/M für die aus der Stadt deportieren jüdischen Menschen.

Gottesdienst zum Holocaust Gedenktag

Im Namen der Gedenkgruppe der Dreikönigsgemeinde begrüße ich Sie alle herzlich zum Gottesdienst wenige Tage nach dem 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Wir wollen der Opfer der Nazi-Diktatur gedenken, der Jüdinnen und Juden: Die Erinnerung an die Wannseekonferenz vor genau 80 Jahren hat uns ihre systematische Ermordung wieder erschreckend vor Augen geführt. Wir wollen auch der Christen jüdischer Herkunft gedenken, die Kirchenmitglieder sein wollten und dies plötzlich nicht mehr sein durften. In manchen Bankreihen entdecken Sie ihre Namen und damit unser Anliegen, ihnen mit dem heutigen Gedenken wieder einen Platz in unserer Mitte zu geben.

Im heutigen Gottesdienst werden wir unseren Blick auf eine meist übersehene Opfergruppe richten und besonders der Menschen gedenken, die von den Nationalsozialisten als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden. In seinem autobiografischen Buch Kaiserhofstraße 12 hat Valentin Senger von russischen Zwangsarbeiterinnen erzählt, die – gar nicht weit von der Dreikönigskirche – in dem ehemaligen Werk Fries Sohn in der Schulstraße arbeiten mussten und die bei einem Luftangriff ums Leben kamen. Beispielhaft für viele andere Menschen vor allem aus Rußland und Polen, die nach Deutschland verschleppt worden waren und deren Arbeitskraft hier ausgenutzt wurde, wollen wir heute ihrer gedenken.

Institut für StadtgeschichteFoto: Institut für Stadtgeschichte

Wir freuen uns, dass einige Konfirmandinnen und Konfirmanden diesen Gottesdienst mitgestalten und danken ihnen herzlich dafür.

Wenn wir am Anfang jedes Gottesdienstes einen Psalm beten, dann sind wir in diesen Jahrtausende alten Worten mit dem Gesangbuch des Volkes Israel verbunden.

Im Psalm 126 finden wir ein Gebet der Bewohner Jerusalems, die im 6. Jahrhundert vor Christus in die Babylonische Gefangenschaft verschleppt worden waren:

Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.

Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein.

Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan!

Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.

Herr, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland.

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.

Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen

und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Lied 560

  1. Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen,
    wenn Friede und Freude und Gerechtigkeit die Kreatur erlöst
    Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.

  2. Es kommt die Zeit, in der die Völker sich versöhnen,
    wenn alle befreit sind und zusammenstehn im einen Haus der Welt.
    Dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.

Nicht erst im Babylonischen Exil, sondern viele Jahrhunderte davor, wird in der Bibel von Zwangsarbeit berichtet: von der Sklaverei des Volkes Israel in Ägypten:

Schriftlesung: 2. Mose 1, 6-14

"Und Josef starb und alle seine Brüder und alle, die zu der Zeit gelebt hatten. Die Israeliten aber waren fruchtbar, und es wimmelte von ihnen, und sie mehrten sich und wurden überaus stark, sodass von ihnen das Land voll ward. Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Josef und sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Israeliten ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unsern Feinden schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Land hinaufziehen. Und man setzte Fronvögte über sie, die sie mit Zwangsarbeit bedrücken sollten. Und sie bauten dem Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratsstädte. Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Und es kam sie ein Grauen an vor den Israeliten. Da zwangen die Ägypter die Israeliten mit Gewalt zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen mit Gewalt auferlegten."

Orgelimprovisation zu „When Israel was in Egypt`s land: let my people go“

Lesung aus Valentin Senger, Kaiserhofstraße 12

Predigt Pfarrer Thomas Sinning

Zwei Berichte über Zwangsarbeit, einer aus der Bibel, einer aus dem Jahr 1944. Und es ließen sich wohl noch unzählige weitere Berichte hinzufügen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gibt an, dass ihren Schätzungen nach heute ca. 21 Millionen Menschen in modernen Formen der Sklaverei u. a. als Zwangsprostituierte, als Minenarbeiter im Bergbau, in der Landwirtschaft, in Fabriken oder Privathaushalten ausgebeutet werden.

Dabei sind Menschen, die in Schuldknechtschaft leben oder Kinder, die in Sklaverei ähnlichen Situationen ausgebeutet werden, in dieser Schätzung noch nicht enthalten.

Darum ist das Thema Zwangsarbeit leider auch ein sehr aktuelles. Und es ist eines, das uns als gläubige Menschen berühren muss. Denn aus der Bibel wissen wir, dass Gottes rettendes Handeln, das für den Glauben an ihn so grundlegend ist und an das an jedem Passahfest erinnert wird, sich genau darauf bezieht: auf die Befreiung von Menschen aus Zwang und Sklaverei. Das ist das entscheidende Heilsereignis im ersten Teil der Bibel. Denn jeder Mensch ist dazu geschaffen, frei zu sein. Diese Freiheit ist grundlegend für unseren Glauben. Für unser Menschsein.

Zwangsarbeit gab es in der Zeit des Zweiten Weltkrieges vielfach. Auch hier in Frankfurt. Der größte Betrieb, in dem Zwangsarbeit geschah, war die Außenstelle des KZ Katzbach in den Adlerwerken. Aber eben auch in vielen anderen Betrieben. 

In dem Bericht von Valentin Sänger hörten wir von etwa 80 russischen Frauen, die gleich hier in der Nähe zu unserer Kirche in dem damaligen Metallwerken Fries als Zwangsarbeiterinnen für die Kriegsindustrie der Nationalsozialisten arbeiten mussten. Aus anderen Quellen wissen wir, dass auf dem Gelände noch andere Zwangsarbeiter aus Frankreich, Russland, der Ukraine und Tschechien tätig waren und bei dem Bombenangriff ums Leben kamen.

Sie gehörten zu den insgesamt knapp 8 Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die im Jahr 1944 in Deutschland in allen Bereichen der Wirtschaft, vor allem aber direkt oder indirekt zur Unterstützung der Kriegswirtschaft eingesetzt wurden. Neben zwei Millionen Kriegsgefangenen waren es sechs Millionen Zwangsverschleppte, davon 2,8 Millionen aus der Sowjetunion. Es waren überwiegend junge Männer und Frauen; ihr Durchschnittsalter lag bei 20 Jahren.

CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia CommonsBundesarchiv, Bild 183-S68029 /

Die Osteuropäer mussten in der Regel - ähnlich wie die Juden den gelben Stern - auch ein Abzeichen tragen, darauf stand: „OST“. Darin sollte sich der rassistische Gedanke ausdrücken, dass auch die Menschen aus den Ostgebieten Menschen minderer Rasse seien. Mit dieser unmenschlichen Stigmatisierung versuchten die Nationalsozialisten aus ihrer Sicht, der unmenschlichen Behandlung dieser Menschen eine Rechtfertigung zu geben.

Diese Entmenschlichung durch die Nationalsozialisten war und ist ohne Beispiel.

Hier zeigt sich, wohin ein Denken führen kann, das Menschen in unterschiedliche Kategorien einzuteilen versucht. Und das geschieht ja nicht erst in rassistischen Theorien; das geschieht schon im Unbewussten und zeigt sich oft bereits in der Sprache, die für Menschengruppen abfällige Begriffe gebraucht. Auch heute noch.

Nach einer Umfrage des Jüdischen Weltkongresses denkt jeder fünfte erwachsene Deutsche antisemitisch. Unter den 18- bis 29-jährigen sind es noch mehr. Das ist beschämend und alarmierend.

Unsichtbare Abzeichen sehen auch in unserer Zeit viele, wenn sie auf Andersgläubige, auf Menschen anderer Herkunft, auf Geflüchtete, auf arme Menschen herabsehen.

Und wir müssen eingestehen, dass wir uns allzu oft arrangiert haben mit der Geringschätzung armer Menschen, die in anderen Ländern in prekären der Zwangsarbeit ähnlichen Arbeitsverhältnissen sind, wenn wir gedankenlos Produkte aus unmenschlichen Produktionsverhältnissen in anderen Teilen dieser Welt billig konsumieren.

Dass Freiheit ein Privileg einiger ist und nicht ein Recht aller, das darf nicht sein.

Denn, und das ist eine fundamentale Einsicht der Bibel, es gibt nur eine Kategorie von Menschen: Sie ist bereits im ersten Kapitel der Bibel klar benannt: „Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn, männlich, weiblich schuf er sie.“ (Gen 1, 27, Buber)

Es gibt also nur eine Sorte Mensch: Bild Gottes. Jeder Mensch ist im Bild Gottes geschaffen. Das ist unfassbar. Unfassbar schön.

Aber es wird unfassbar oft ignoriert, missbraucht, herabgewürdigt, mit Füßen getreten, wo Menschen ihre Freiheit genommen und ihre Würde abgesprochen wird. Wo Krieg und Gewalt gerechtfertigt wird. Bis heute. Jede Unmenschlichkeit bedeutet, dass Gottes Bild beschmutzt und verachtet wird. Bedeutet: Gotteslästerung.

Kehren wir zurück zu den 78 russischen Frauen, die hier in Sachsenhausen zusammen mit sechs Deutschen starben bei dem schweren Luftangriff am 25. September 1944.

Wahrscheinlich waren es viele junge Frauen gewesen, die hofften, ihr ganzes Leben noch vor sich zu haben; die dann aber mit Gewalt aus ihrer Heimat verschleppt und zu harter Arbeit ohne Lohn und ohne Perspektive gezwungen worden waren.

Sie hatten die Hoffnung, dass diese schreckliche Zeit ihrer Zwangsarbeit irgendwann zu Ende sein würde, dass der Krieg irgendwann vorbei sein würde, dass sie befreit werden würden und zurück in ihre Heimat kehren könnten. Dass sie ihre Würde und ihre Freiheit wieder bekommen würden. Dass sie doch noch eine Zukunft haben.

Doch als Menschen aus dem Osten sollten sie nach dem Willen der Nationalsozialisten keinen ausreichenden Schutz haben vor den Gefahren des Bombenkrieges.

Bei dem Angriff spürten sie die Angst, sie weinten, beteten, riefen nach ihrer Mutter. Sie wurden zu Opfern, wie unzählige andere Menschen in Deutschland und Europa auch. Aber, und das ist ein erschütternder Satz am Ende des Berichtes: Um die toten Russinnen klagte niemand. Nicht einmal das.

Darum wollen wir in diesem Gottesdienst für sie beten. Unser Gebet für sie soll ihnen die Trauer geben, die ihnen damals versagt blieb. Das Gebet soll sie Gott ans Herz legen. Und das Gebet für sie soll gleichzeitig auch ein Protest sein gegen ihre Entmenschlichung damals.

Und dieses Gebet heute wird auch die Botschaft in sich tragen, dass um Gottes Willen niemals ein Mensch einem anderen seine Freiheit und Würde nehmen darf. Amen.

Lied 615:  Kehret um, kehret um, und ihr werdet leben.

Entzünden der Gedenkkerzen:

1.

Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zählen zu den vergessenen Opfern des Nationalsozialismus. Dabei hat das NS-Regime die Arbeitskraft von etwa 12 Millionen Menschen ausgebeutet, für alle sichtbar, oft in der nächsten Nachbarschaft.

Etwa zwei Millionen von ihnen sind zwischen 1939 und 1945 im Deutschen Reich ums Leben gekommen.

Darunter waren auch die 78 russischen Zwangsarbeiterin-nen, die gezwungen waren, in der Schulstraße in Frankfurt-Sachsenhausen kriegswichtige Metallgeräte herzustellen, und denen es bei Bombenangriffen verwehrt war, den bombensicheren Bunker in der Schifferstraße aufzusuchen.

Von keiner dieser Frauen kennen wir den Namen, aber wir möchten nicht vergessen, was ihnen angetan wurde und wie sie – gar nicht weit von hier – im September 1944 zu Tode kamen.

Zum Gedenken an dieses 78 Russinnen und an alle Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in unserem Land so menschenverachtend behandelt wurden, zünden wir eine Kerze an.

2.

Die Menschenverachtung der Nationalsozialisten traf vor allen anderen Jüdinnen und Juden, die ausgegrenzt und gedemütigt wurden und schließlich systematisch ermordet wurden.

Zum Gedenken an alle jüdischen Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, zünden wir eine Kerze an.

3.

Die Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Kommunisten, Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, Lesben und Schwule, jede und jeden, der nicht in ihr Bild vom arischen Herrenmenschen passte oder dagegen Widerstand geleistet hat.

Zum Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus zünden wir eine Kerze an.

Ich bitte Sie, in Gedenken an die Ermordeten aufzustehen.
Gedenken verbindet. Halten wir einen Moment Stille.

Ich spreche das Gebet, das Rabbi Andy Steiman von der Budge-Stiftung Frankfurt bei der Verlegung von Stolpersteinen spricht:

„Durch das Gedenken sollen diejenigen wieder dazugehören,
die einst von hier gewaltsam verjagt wurden.
Wir sind miteinander verbunden – um die Seelen,
die hier in unserer Stadt einmal wirkten,
wieder in unsere Mitte aufzunehmen.
Von nun an sollen sie wieder in unserer Mitte sein
– wo sie eben waren, bevor sie von hier aus ihren Leidensweg gehen mussten.
Wir trauern um sie – und um den Verlust, welchen wir uns selbst
erst mit ihrem Ausschluss und dann mit dem Vergessen darüber zugefügt haben.“

Orgel

Glaubensbekenntnis

(von Dietrich Bonhoeffer)

Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge
zum Besten dienen lassen.

Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müßte alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer
nicht vergeblich sind,
und daß es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
daß Gott kein zeitloses Schicksal ist,
sondern daß er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Da lagen sie alle auf braunem Packpapier auf dem Hof der Fabrik zwischen Schulstraße und Schifferstraße. Das Wehklagen der Angehörigen und das Gebet des Priesters galt den 6 deutschen Opfern der tödlichen Luftmine.

„Über die Russinnen klagte niemand.“

Gott, unser Herz ist erfüllt von Scham über diese Ungleichbehandlung selbst im Tod und vom Mitgefühl mit den russischen Opfern, um die – so weit entfernt von ihrer Heimat – niemand klagte.

Trotz des Abstands der fast 8 Jahrzehnte möchten wir das Gebet, das den Getöteten damals verwehrt blieb, heute vor Dich bringen, Gott. Stellvertretend für alle Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bitten wir dich, dass die hier in Sachsenhausen im September 1944 getöteten Russinnen in deinem himmlischen Licht und in deiner Nähe die Geborgenheit und die Liebe erfahren, die ihnen hier auf Erden genommen worden war. Amen.

Fürbitten

Barmherziger Gott,

wenn wir heute der hier in Sachsenhausen ausgebeuteten und dann getöteten russischen Zwangsarbeiterinnen gedenken, wollen wir auch die aktuelle Sorge vor dich bringen, dass die Annäherung und die Versöhnung mit Rußland, über die wir nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg und nach den Jahrzehnten des Kalten Krieges so erleichtert waren, wieder gefährdet sind.

Wir bitten dich, dass die Verantwortlichen alles versuchen, um einen Krieg an der russisch ukrainischen Grenze zu vermeiden und sich für Frieden einzusetzen.

Gemeinsam rufen wir zu Dir:

Kyrie eleison

Barmherziger Gott,

vor Dich bringen wir das Unrecht, das auch heute noch an Menschen geschieht, die gezwungen sind, in ausbeuterischen Verhältnissen ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

So bitten wir dich für Arbeitsmigranten, die fern von ihrer Familie und ihrer Heimat in unwürdigen Arbeits- und Lebensumständen kaum das Nötigste verdienen.

Stellvertretend für viele denken wir an die schwierige Situation indischer Bau-Arbeiter in den Golf-Staaten.

Wir bitten dich um offene Augen für Menschen, die auch in unserem Land unter Bedingungen arbeiten und leben müssen, die wir für uns selbst niemals akzeptieren würden.

Wir bitten dich, dass Ihnen Gerechtigkeit widerfährt.

Gemeinsam rufen wir zu Dir:       

Kyrie eleison

Barmherziger Gott,

allzu oft sind es Frauen, deren Arbeitskraft ausgebeutet wird und die wie Sklavinnen ausgenutzt werden, ohne nach ihrer Würde und ihrem Wohlergehen zu fragen. Wir bitten dich, dass Du ihnen beistehst, sie stärkst und ihnen hilfst, nicht ihre Selbstachtung zu verlieren.

Für uns selbst bitten wir dich um die Sensibilität und die Menschlichkeit, diese Benachteiligung und die ungerechte Behandlung zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen.

Gemeinsam rufen wir zu Dir:       

Kyrie eleison

Barmherziger Gott,

als wir letzte Woche im Jüdischen Museum waren und davor den Polizeiwagen sahen, wurden wir wieder daran erinnert, dass Jüdinnen und Juden sich auch heute nicht sicher fühlen können vor antisemitischen Übergriffen oder gar Anschlägen. Und völlig ungeschützt müssen sie in den sozialen Netzwerken antisemitische Beleidigungen und Drohungen ertragen. Wir bitten dich, Gott, um Zivilcourage, um uns Antisemitismus und Rassismus entgegenzustellen.

Ermutige uns dazu auch in diesem Gedenkgottesdienst.

Gemeinsam rufen wir zu Dir:       

Kyrie eleison

Vaterunser auf Russisch

Vaterunser auf Deutsch

Segen

Orgel

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