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Umkehr ist möglich

Predigt gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 16.02.2020 über Hesekiel 2,1 - 3,3 zu Sexagesimä in der Bergkirche.

Hesekiel 2,1 - 3,3

2,1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden.

2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.

3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt.

4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!«

5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.

6 Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –,

7 sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs.

8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde.

9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle.

10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh.

3,1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel!
2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen
3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.

Liebe Gemeinde!

Harte Köpfe und verstockte Herzen. Davon können die Propheten der Bibel ein Lied singen. Ein sehr langes und trauriges Lied. Über Menschen, die Gottes Gebote ignorieren. Über die Geschichte ihres Volkes Israel, das Gott immer wieder untreu geworden ist.

Harte Köpfe und verstockte Herzen. Davon können auch wir in unserer Zeit ein Lied singen, genauso vielfältig und genauso traurig wie damals zu den Zeiten der biblischen Propheten.

„Warum tust du das immer wieder, du weißt doch genau, dass mich das stört!“ „Nie hörst du mir zu.“ „Du bist genauso verbohrt wie dein Vater.“ „Es wäre schön, wen du einmal tun würdest, was ich sage.“

Kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor? Es gibt solche und unzählige ähnliche, die immer wieder zu hören sind. Es scheint, als seien die Menschen in den fast 2600 Jahren, als die Worte unseres Predigttextes aufgeschrieben wurden, im Grunde dieselben geblieben. Starrköpfig, unbelehrbar, in ihren eingefahrenen Verhaltensmustern gefangen.

Nicht allein in den menschlichen Beziehungen, in Familien und Partnerschaften ist das so. Auch eine ganze Gesellschaft ist nicht davor gefeit, Fehler der Vergangenheit in ihrer Geschichte zu wiederholen. Wenn etwa kollektive Ängste von populistischen Politikern geschürt werden, fallen sie leicht auf fruchtbaren Boden; wenn die Gefahren des Nationalismus verharmlost und die Fehler in der eigenen Geschichte relativiert werden.

Nicht aus der eigenen Geschichte lernen. Harte Köpfe und verstockte Herzen. So lautet die Diagnose Gottes über die Israeliten in ihrer Geschichte, und sie scheint bis heute aktuell zu sein, auch bei uns, im Kleinen wie im Großen.

Aber die Konsequenz lautet nun nicht: „Der Mensch ist nun einmal so, und es lohnt sich nicht, sich darüber aufzuregen.“

So leicht macht es sich Gott nicht. Er nimmt die Menschen in ihrer Hartherzigkeit und Verstocktheit, in ihrer Unbelehrbarkeit und Geschichtsvergessenheit ernst. Deshalb beauftragt er den Propheten Ezechiel, ihnen trotz allen schlechten Erfahrungen sein Wort zu sagen.

Das ist eminent wichtig und ganz und gar nicht selbstverständlich: Gott redet und schweigt nicht. Denn er glaubt an den Menschen, trotz allem, was dagegen zu sprechen scheint. Gott glaubt an den Menschen, daran, dass er trotz seiner Verstocktheit eine zweite Chance verdient hat.

Gott will niemanden zurückstoßen, und sei seine Schuld noch so groß. Das entscheidende Wort heißt: Umkehr. Umkehr heißt: auf sein Wort hören, heißt, es anzunehmen und sich in seinem ganzen Leben und Handeln neu zu orientieren.

Umkehr ist möglich. Gott traut es den Menschen zu, trotz aller Verstocktheit, die immer wieder zutage tritt. Und dazu beruft Gott vor 2600 Jahren Ezechiel als seinen Boten, als Propheten. Er soll erneut seine Botschaft unter die Leute bringen – ob sie nun hören oder nicht. Was wahr und gültig ist, dies muss auch gesagt werden. Ob die Menschen es hören oder gar tun oder auch nicht, dies ist zunächst zweitrangig. Die Botschaft muss unter das Volk.

Das erstaunliche ist nun, dass es eine Botschaft ist, die nicht bitter, sondern süß schmeckt. Dabei ist die Schriftrolle voller Klage, Anklage und Jammer. Nichts wird in ihr beschönigt oder unter den Teppich gekehrt.

Ist es nicht oft so? Wenn gesagt wird, was richtig ist, und was sich gehört, wie die Menschen sich zu verhalten haben, dann stimmt jeder zu. Natürlich. Selbst diejenigen, die auf Distanz zur Kirche gehen, finden die Werte, die sie vertritt gut.

Wenn ich im Streit mit jemandem liege, stimme ich natürlich zu, wenn mir einer rät, doch gelassener zu sein und doch besser zu verzeihen anstatt nachtragend zu sein.

Und keiner würde widersprechen, wenn gesagt wird, dass soziales Engagement wichtig ist und Klimaschutz notwendig. Aufforderungen zur Umkehr klingen gut und finden allenthalben Zustimmung.

Die Botschaft schmeckt süß. Sie findet leicht Applaus.

Aber in dem Moment, wo ich spüre: ich, ja genau ich bin gemeint. Ich muss umkehren. Ich muss mich ändern. Ich bin gefragt, ob ich mich konkret engagieren möchte. Ich muss mir zurecht sagen lassen, dass ich inkonsequent bin. Ich bin gefragt, ob ich meine Gewohnheiten und mein Verhalten ändere, in dem Moment sieht alles anders aus. Da merke ich, wie schwer es ist, sein Verhalten zu ändern. Wie schwer es ist umzukehren.

Da können süße Worte zur bitteren Wahrheit werden.

Es ist gut, wenn wir begreifen, dass Neuanfänge notwendig sind. Immer wieder. Nur dann werden wir der Gefangenschaft der Harten Köpfe und der verstockten Herzen entgehen. Dazu braucht es ein wirkliches Hören auf Gottes Botschaft.

Die Zeiten waren wohl nie gut für Gottes Botschaft. Die Ohren wurden oftmals auf Durchzug gestellt und die Augen wurden dezent abgewendet. Nichts hören, nichts sehen und nichts annehmen davon. Es ging doch immer noch irgendwie gut aus.

Das Erstaunliche ist, dass Gott immer wieder vom Neuen auf uns Menschen zugeht. Dass sein Wort uns immer noch erreicht. Dass es noch immer Kirchen und Gemeinden gibt – trotz all unserem Versagen und unserer Ignoranz gegenüber der biblischen Botschaft.

Das Erstaunliche, dass Gott uns nicht aufgibt und auch nicht aufhört, um uns zu werben, dies hat wohl etwas mit seiner Liebe zu tun. Gottes Liebe ist das Entscheidende. Allein durch sie können wir uns ändern. Allein durch Gottes Liebe kann aus einem harten Kopf ein liebevoller Blick kommen und aus einem verstockten Herz ein weites, doch zugleich auch gefestigtes Herz werden.

Der Prophet Ezechiel wird den Israeliten nicht allein zur Umkehr rufen. Er wird ihnen auch sagen:

„Gott spricht: Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben.“ (Hes. 11,19)

Weil Gott den Menschen liebt, belässt er es nicht bei moralischen Apellen zur Besserung des Verhaltens; die Erfolglosigkeit dieser Methode ist so alt wie die Menschheit. Nein. Gott will und kann den Menschen von innen heraus verwandeln.

Ja, er kann und will uns verwandeln. Durch seinen Geist. Den Heiligen Geist. Den Geist der Liebe, der Klarheit, der Wahrheit der Freude.

Von diesem Geist sagte Jesus, dass er ihn erfüllt. Das konnten die Menschen spüren, die ihm begegneten, von ihm Heilung und Vergebung empfingen.

Dieser Geist, diese unsichtbar und doch spürbar wirkende Kraft Gottes ist auch uns verheißen. Ja, er kann auch uns verändern. Das geschieht, indem wir seine Botschaft nicht nur hören, sondern ihr auch vertrauen, sie annehmen und ihr Glauben schenken.

Manchmal braucht es lange, bis seine Botschaft einen Menschen erreicht. Immer wieder, unermüdlich, verkünden seine Boten die frohe Botschaft, dass Umkehr möglich ist und Gott uns verwandeln will. Manchmal braucht es lange, bis diese Botschaft einen Menschen erreicht. Vielleicht ist heute dieser Tag?

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

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