Dreikönigsgemeinde

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Was mache ich, wenn...
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’s ist Krieg! ’s ist Krieg!
O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen,
wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagenen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer,
die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten
und mir fluchten In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!


Der Bote von Wandsbek, der Liederdichter Matthias Claudius hat im Jahre 1778 dieses Gedicht veröffentlicht. Es war gar kein konkreter Krieg in jenen Tagen, aber es war unentwegt Krieg in deutschen Landen. In seiner Zeit hatten die preußischen Kriege die Landkarte Mitteleuropas verändert. Krieg war Mittel der Politik. „Kron und Land und Gold und Ehre“ erhoffte man sich. Man nahm die Schrecken in Kauf. Es waren die Kriege der Herrscher, die Bauern mussten ihre Kinder geben.
Doch Matthias Claudius sagt. Für mich tut ihr das nicht. Ich will kein Nutznießer sein. Ich begehre, nicht Schuld daran zu sein.

Liebe Freunde, wir möchten gern mit euch darüber nachdenken, was haben die Nachrichten, dass die Welt aus den Fugen gerät, was haben die medialen Schreckensbilder von Krieg und Vertreibung, die seit Matthias Claudius nie aufgehört haben, mit unserem Leben zu tun.

Sie versetzen in Angst und Schrecken – und dann? Machen Sie uns zu wütenden Menschen, zu Menschen, die aufbegehren? Oder machen sie uns zu Menschen, in die innere Emigration, in die Ohnmacht des „Hauptsache mir geht’s gut“ flüchten. Oder wecken Sie in uns Energie, für das Leben zu streiten und nicht aufzugeben?

Er war der erste Maler mit einem Logo. Das A und das D, das ineinander verschachtelt unter seinen Bildern steht, war seine Marke. Albrecht Dürer hat wunderbare und schreckliche Skizzen und Bilder gemalt. Im Landesmuseum in Darmstadt ist gerade eine Ausstellung seiner Werke.

"Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben ... zu töten mit Schwert und Hunger und Pest."

Dieser Satz aus der Offenbarung des Johannes hat Albrecht Dürer zu seiner Reihe über die apokalyptischen Reiter inspiriert. Schreckensbilder über das, was die Bibel für diese Welt prophezeit. Da reitet im Vordergrund das fahle Pferd des Todes, ausgemergelt aber kraftvoll und tritt in den Boden, was sich ihm in den Weg stellt. Und der Maler will mit diesen Bildern aufrütteln und warnen, mahnen und wecken.
Könnte man meinen.

Dann habe ich etwas über diese Bilder nachgelesen und fand folgende Zeilen:

„Die Apokalypse war ein großer Erfolg und machte Dürer in kurzer Zeit weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt. In einer von Endzeiterwartungen geprägten Zeit politischer und religiöser Umwälzungen – wenige Jahre vor der Reformation – war das Interesse an apokalyptischen Themen groß. Auch finanziell war die Apokalypse für Dürer sehr einträglich, sie verschaffte ihm sein Leben lang beträchtliche Einkünfte. Für den Vertrieb beschäftigte Dürer „Reisediener“, die von Stadt zu Stadt reisten und Drucke verkauften."

Diese Bilder waren die Horrorvideos des Mittelalters. Sie haben die Menschen unmittelbar in Beschlag genommen. Sie haben Angst gemacht und Schrecken verbreitet.

Diese Bilder hatten einen Markt. Und wer sich mal kurz vergegenwärtigt, dass sich angefangen mit „The Day After“, mit Zombie-Serien wie „Walking Dead“ und unzähligen Computerspielen auch heute mit apokalyptischen Bildern Unmengen von Geld verdient werden können, kann zur folgenden Überzeugung kommen:

Wer apokalyptische Bilder verbreitet, also den Untergang des Abendlands herbeiredet, wer andere in Angst und Schrecken versetzt, hat nicht in jedem Fall Recht.

Sondern hat erst einmal nur ein Interesse.

Der Dichter Matthias Claudius hatte das Interesse sich selbst zu den Opfern des Krieges in Beziehung zu setzen. Die Erschlagenen, aber auch die Frauen und Mütter, die Väter und die Bräute, sie klagen mich an, sie krähen von den Bergen der Leichen herab zu mir. Was hast du damit zu tun? Und wir tun gut daran, diese Frage ebenfalls für uns zu stellen? Was hat unser Leben mit den Kriegen dieser Welt zu tun. Unser Gieren nach niedrigen Preisen für Lebensmittel und Elektronik und Kleider. Wer bezahlt dafür?

Der Maler Albrecht Dürer ist tief eingetaucht in die Welt der apokalyptischen Bilder und es kann nicht anders sein, dass der Schrecken ihn selbst ergriffen hat; er spürte aber auch, dass die Verkäufe der Drucke ihm ein gutes Auskommen bescherten. Der erste Maler mit Logo.

Wer apokalyptische Bilder verbreitet, hat nicht in jedem Fall Recht, sondern ein unterschiedlich offenkundiges Interesse.

Nun werden einige Menschen sagen: Na aber, das sind doch biblische Bilder. Das Buch Daniel, die Reden Jesu von der Endzeit in den Evangelien. Die Offenbarung des Johannes. Bilder von Erdbeben und Seuchen und Kriegen.
Ich lese aus Markus 13: 7

Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muss so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da. 8 Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere. Es werden Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungersnöte sein. Das ist der Anfang der Wehen. 9 Ihr aber seht euch vor! ... 12 Und es wird ein Bruder den andern dem Tod preisgeben und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen die Eltern und werden sie töten helfen. 13 Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig.

Die apokalyptischen Texte der Bibel sind in der Tat ungeheuer wichtige Texte. Sie sind Ermutigungsbücher für bedrängte Glaubensgruppen unter Gewaltregimen, die Angst und Schrecken verbreiten. Sie haben in der Zeit des römischen Reichs den jungen Kirchen, sie haben in den Zeiten des Faschismus in Deutschland und des Kommunismus in der Sowjetunion den Gemeinden Kraft und Orientierung gegeben. Sie haben ermutigt, dass auch unter den Vorzeichen der Niederlage Jesus der Sieger ist und bleibt.

"Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!"

Diese Texte sind wertvoll bis heute. Sie sind das Trostbuch für Bedrängte. Sie sind aber gewiß nicht gedacht als Handbuch für die, die gern mächtiger sein wollen. Sie sind absolut keine Anweisung für die, die den Untergang des Abendlandes predigen, sie legitimieren nicht, dass im Namen des Evangeliums ein Ausnahmezustand verhängt werden kann, in dem auf einmal nicht mehr die Liebe gilt, sondern nur noch offener Hass gegen alles Fremde!

Wer apokalyptische Bilder verbreitet, also den Untergang herbeiredet und damit andere in Angst und Schrecken versetzt, verfolgt ein Interesse. Und das ist meistens ein großes Eigeninteresse. Die biblischen Bilder von Schrecken und Untergang sind für den Missbrauch höchst anfällig! Man kann sich ihnen kaum entziehen. Deshalb ist unser Auftrag zu schauen: Was führst du damit im Schilde?

Dazu gehört noch eine weitere Überlegung:

Die Welt gerät aus den Fugen. Was denkst du eigentlich von der Welt?

Auch hier gibt es verschiedene Ansichten. Es gibt die Auffassung, dass diese Welt böse ist, gefallen, dem Untergang geweiht und dass nur die Schar der Erlösten aus dieser Weltzeit gerettet wird.

Wenn ich mit dem Fahrrad durch Frankfurt fahre, an neuen Nobelwohnungen vorbei, die leer sind, weil sie Investitionsobjekte sind, durch das Bahnhofsviertel, mit Drogen und Rotlicht, durch das noble Westend mit dem alten Geld, ja dann könnte sich der Eindruck ergeben. Vergiss es, das wird nichts mehr.

Paulus kann aber auch schreiben, dass Gott in Christus war und diese Welt versöhnt hat und uns den Auftrag gegeben hat, Botschafter der Versöhnung zu sein. Und dann ist berechtigte kritische Sicht auf die Phänomene des Unrechts nicht die umfassende Deutung, sondern ein kritischer Aspekt des Ganzen. Das umfassendere Wort aber sagt: Und trotzdem. Es ist die von Gott geschaffene und geliebte und versöhnte Welt – und wir haben einen Auftrag: Botschafter der Versöhnung zu sein. Aber wie geht das?

3 Kurze Impulse am Ende.

Wertschätzung des Senfkorns

Manche Tat der Versöhnung ist für sich genommen so klein und unbedeutend und gleichzeitig wertvoll und folgenreich. Die Mitarbeiterin einer Firma geht zu ihrem Chef und sagt: Ich möchte nicht beteiligt sein, wenn wir elektronische Bauteile an einen Unrechtsstaat schicken. Sie riskiert ihren Job, aber legt dem Chef Recherchen vor, was mit dem, was sie da liefern in dem Land geschieht. Politische Gefangene werden isoliert. Eine kleine Tat. Am Ende wird das ganze Projekt gestoppt.

Die Erzählung dieser kleinen Geschichte gibt anderen wiederum Mut an ihrer Stelle zu fragen, was ist denn meine kleine Tat, mit der etwas anfängt. Das Reich Gottes fängt, so sagt die Bibel, mit dem Senfkorn an. Und dann wächst es und wird groß. Es ist ein Senfkorn, persönlich auf faire Produkte zu achten und anders einzukaufen. Insgesamt folgt daraus eine Veränderung.

Vernetzung der Menschen

Die große Zahl von Flüchtlingen, die im vergangenen Jahr, wie auch in diesem Jahr nach Deutschland kommen, haben ein ungeheures Engagement geweckt von Menschen, die sich nun ehrenamtlich einsetzen und helfen. Was dabei besonders ist, dass die Vielzahl dieser Hilfe nicht nur eine viel stärkere und deutlichere Demonstration ist, als alles, was da Montags aufmarschiert und Hassparolen von sich gibt.

Und passiert aus meiner Sicht noch etwas anderes. Diese Flüchtlingshilfe empfinde ich als zutiefst uneigennützig. Da beteiligen sich Organisationen zusammen mit anderen. Es geht nicht um die Werbung von Mitgliedern, sondern um Hilfe für andere. Christen und Menschen aus Vereinen tun sich zusammen, weil sie spüren: Das schaffen wir nur gemeinsam. Das sagt die Bibel übrigens auch: Aus dem Senfkorn wird ein Baum und da haben viele Platz.

Verantwortung für das Ganze

Wir haben in Deutschland nach den Erfahrungen von zwei Diktaturen im vergangenen Jahrhundert und besonders gestärkt durch die kritische Sicht der 68er eine grundsätzlich kritische Sicht auf die Rolle des Staats. Und die Entwicklung in Ungarn und Polen, in der Türkei und in Russland zeigt, wie richtig das ist, kritisch und wach zu sein. Es gibt immer die Tendenz zum Machtstaat, der sich der Kontrolle durch das Öffentlichkeit entzieht.

Aber diese Einstellung hat auch dazu geführt, dass sich der wache kritische Geist in gelähmte Anteilslosigkeit verwandelt hat. Viele Menschen fliehen ins Private und das aktive Einmischen in die Politik etwas Unanständiges ist.

Und demgegenüber gilt. Sucht der Stadt Bestes. Mischt euch ein. Bringt euch ein. Geht in die Parteien – wie wunderbar, dass es sie gibt. Geht wählen, lasst euch wählen, übernehmt Verantwortung. Unser Staat ist in der Tat herausgefordert durch die Flüchtlinge, aber er ist gefährdet durch Menschen, die sich der Beteiligung durch ihre Steuern und das aktive Einbringen ihrer Verantwortung entziehen! Wir dürfen dankbar sein, in diesem Staat zu leben mit diesem Grundgesetz, mit der Teilung der Gewalten, mit einer freien Presse. Das ist ein ungeheurer Schatz, für den wir kämpfen dürfen.

Manchmal sind es Worte ganz schlicht der Losung von gestern, die uns aufrichten und ermutigen und dazu ein Gebet; von der ersten Versammlung der weltweiten Kirchen nach dem großen Krieg in 1948.

Wir wollen Gott bitten, dass er uns miteinander lehre:
Ein echtes Nein zu allem zu sprechen, was der Liebe Christi zuwider ist.
Ein echtes Ja zu allem zu sprechen, was mit der Liebe Christi übereinstimmt,
zu allen, die in der Welt einen echten Frieden schaffen möchten,
die sich ausstrecken nach einem neuen Himmel und einer neuen Erde,
in welchen Gerechtigkeit wohnt.

Amen

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