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50. Kirchweihjubiläum der Bergkirche

Predigt gehalten in der Bergkirche am 11.9.2016 von Thomas Sinning

Das biblische Motto der Berggemeinde war ein Vers aus dem 121. Psalm. Nach der alten Lutherübersetzung lautete er:

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt.“ (Psalm 121,1)

Der Sachsenhäuser Berg hatte den Namen der Gemeinde inspiriert, und wenn die Gemeinde Berggemeinde und die Kirche nun Bergkirche heißt, dann schien dieses biblische Wort ein passendes Motto zu sein.

Aber kann es das wirklich? Von welchen Bergen kommt mir denn Hilfe? Sollte der Sachsenhäuser Berg etwa so etwas wie ein "Heiliger Berg“ sein? Nein, natürlich nicht. Und so müssen wir genau hinschauen und hinhören, um dieses Wort richtig zu verstehen.

Anders als von Luther übersetzt, ist dieser Psalmvers eigentlich  Frage und Antwort. So haben wir es auch vorhin gemeinsam gesprochen

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Dieser Perspektivwechsel tut gut. Er weitet unseren Blick. Gerade heute, wenn wir das 50. Jubiläum der Einweihung der Bergkirche feiern. Denn es geht in der Kirche immer um mehr als um Gebäude, oder Dinge oder Strukturen und Ordnungen. Es geht um die Größe Gottes, die die der Berge weit übersteigt, und um die Menschen, die von ihm Hilfe erwarten dürfen.

Gemessen an der Größe Gottes und an der Kostbarkeit jedes Menschen ist der Sachsenhäuser Berg ein kleiner Hügel und diese Kirche ein schlichtes Betongebäude.

So viel Demut sollte schon sein, wenn wir heute feiern. Solche Demut verhilft uns eher auch zur Dankbarkeit. Gerade weil wir wissen, dass diese Kirche nur ein Mittel zum Zweck ist und kein Glaubensinhalt, dürfen wir umso dankbarer sein, dass wir sie haben, dass wir sie bis heute erhalten konnten (und auch in der Zukunft!), und dass hier in diesem Gebäude schon so viele, ja unzählige Momente erlebt wurden, die uns haben spüren lassen: Gott ist gegenwärtig. Er ist da, mitten unter uns.

Stellen wir uns einmal vor, es gäbe diese Kirche hier nicht! Die Stiftung Denkmalschutz hat in ihrer neuesten Anzeigenkampagne Bilder gezeigt von einem bayrischen Dorf, von Berlin und von Hamburg. Doch es fehlt jeweils die Kirche, sei es die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin, der Hamburger Michel oder die Dorfkirche. „Schön, aber ein Stück Heimat fehlt“, steht dabei.

Stellen wir uns also ein Bild vom Sachsenhäuser Berg vor, auf dem die Bergkirche fehlt. Ob dann noch ein Garten mit Obstbäumen hier wäre? Wahrscheinlich wäre das Grundstück längst mit schönen und teuren Wohnungen bebaut. „Schön, aber ein Stück Heimat fehlt“ würden Sie sicher sagen. Das ist wahr. Die Bergkirche ist ein Stück Heimat geworden

Aber nicht nur ein Stück Heimat würde fehlen. Sondern viel mehr.

Diese Kirche hat wie jede Kirche einen besonderen Sinn. Einen Auftrag. Und dieser wird vielleicht besonders deutlich auf einem Berg. Auch hier auf dem Sachsenhäuser Berg.

Als Jesus eine seiner wichtigsten Predigten hielt, begab er sich nach der Überlieferung des Matthäusevangeliums nämlich auch auf einen Berg. Und in dieser Bergpredigt sagte er unter anderem:

„Es kann die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen bleiben.“

Jesus sagt das im Blick auf viele Städte und Dörfer in Israel und Palästina, die auf Bergen und Hügeln liegen und von weitem schon erkennbar sind. Wir können das aber auch verstehen als ein Bild für die Gemeinde, für die Kirche überhaupt. Denn unmittelbar zuvor sagt Jesus:

„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“

Wenn wir das auf uns als Gemeinde beziehen, dann heißt das: Seien wir sichtbar und wahrnehmbar hier auf dem Berg und hier in der Stadt! Lasst uns leuchten mit dem Evangelium Jesu Christi, dass es ausstrahlt in unsere Gemeinde und in unseren Stadtteil und vielleicht sogar darüber hinaus! Lasst uns diese exponierte Lange der Bergkirche als Hinweis auf unseren Auftrag verstehen, Salz und Licht zu sein!

Ich glaube, dass wir mit unseren Kirchen und mit unserer Gemeindearbeit diesem Auftrag schon nachgekommen sind. Und das auch diese Kirche eine Botschaft hat, die von den Menschen wahrgenommen wird.

Was strahlt diese Kirche denn aus? Wer sie betritt und den Raum auf sich wirken lässt, spürt die Wärme der Backsteinwände. Sie können ein Zeichen sein für die Geborgenheit, die wir in der Gemeinde, in der Gemeinschaft mit Gott erfahren können. Haben wir als Gemeinde eine warme, einladende Ausstrahlung?

Auch die klare Formensprache dieser Kirche hilft, die Gedanken zu sammeln. Wie kann es gelingen, dass wir als Kirche eine klare, verständliche Botschaft haben und an die Menschen vermitteln?

Taufstein, Altar und Kanzel zeigen jedem, der die Kirche betritt, dass Gottes Wort der entscheidende Kern unserer Botschaft bleibt, und dass es zusammen mit den Sakramenten Taufe und Abendmahl grundlegend für uns als Kirche und als Gemeinde ist.

Der Turm unserer Kirche hat auch seine Botschaft. Er ist wie ein Fingerzeit zum Himmel. Seine Glocken laden ein zum Gebet, jeden Tag. Die Turmgebete machen deutlich, dass wir im Beten und im Handeln eine Verantwortung für die Menschen in dieser Stadt und darüber hinauswahrnehmen, wie übrigens auch die vielen Kollekten, Spenden und Basarerlöse.

Und das Banner an dem Turm, versehen mit einem Bibelwort, lässt erkennen, dass das Ruhebedürfnis der Menschen, dass viele durch den Fluglärm empfindlich verletzt sehen und darunter leiden, uns nicht gleichgültig ist. Und darum auch hat die Bürgerinitiative Sachsenhausen hier ihren Versammlungsort.

Die Kindertagestätte, die jetzt mit den Containern so nah an unsere Kirche herangerückt ist wegen ihres Neubaus, die Selbstverständlichkeit, mit der viele Kinder aus Kita, Kindergottesdienstes, Kleinkindergottesdiensten, Familiengottesdienstes und anderen Gruppen sich hier in der Kirche bewegen, sie alle tragen die Botschaft: Gott nimmt die Kinder ernst. Auch die Kleinen sind ihm wichtig. Sie sind dem Reich Gottes besonders nahe, sagt Jesus.

Viele Kantatengottesdienste und Konzerte finden hier in der Bergkirche mit ihrer schönen Orgel statt. Menschen von nah und fern nehmen wahr: Die Musik ist eine besondere Gabe zum Lob und zur Ehre Gottes.

In den vergangenen Monaten hat in der Tageskapelle Sprachunterricht für Migranten stattgefunden. Auch dies ist eine Botschaft: Fremde werden als Menschen angenommen und unterstützt und gefördert. Die Kirche ist ein Ort, in dem Grenzen überwunden werden können und bunte Vielfalt möglich sein soll.

Dann haben wir ja auch die Dreikönigskirche und viele andere Aktivitäten in unserer Gemeinde, die Menschen erreichen und in die Stadt ausstrahlen. Sie alle zu erwähnen würde den Rahmen dieser Predigt bei weitem  sprengen.

In allem aber geht es genau darum: Salz der Erde, Licht der Welt zu sein. Salz der Erde, Licht der Welt – das kann nicht verborgen bleiben wir eine Stadt auf dem Berge. Ein treffendes Bild für uns als Gemeinde, als Kirche in der Stadt, mitten in der Welt.

Doch manchmal kann einem dieses Wort Jesu vielleicht auch wie eine Bürde vorkommen. Werden wir denn diesem Anspruch wirklich immer gerecht? Gab es nicht Zeiten, in denen wir in unserer Gemeinde gestritten haben, auch über die Zukunft dieses Gebäudes, und haben eher mit negativen Schlagzeilen nach außen hin gewirkt? Ja, auch das ist Teil unserer Geschichte. 

Aber darüber sollten wir nicht verzagen. Denn Jesu Wort

„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt,“

ist zuerst Gabe und dann erst Aufgabe; ist zuerst Zuspruch an uns, und erst dann auch Anspruch und Ansporn. Salz der Erde und Licht der Welt sind wir nicht, weil wir eine so tolle engagierte Gemeinde sind oder weil wir ein eindrucksvolles Kirchengebäude in exponierter Lage haben.

Salz der Erde und Licht der Welt sind wir einzig und allein, weil Christus uns dazu macht, in aller Unvollkommenheit, die wir Mitbringen. Die Leuchtkraft der Kirche liegt nicht in ihrer Perfektion, sondern in Gottes Kraft, im heiligen Geist.

Die Kraft Gottes, die ist viel größer, als wir glauben. Sie wirkt auch durch alle Unvollkommenheiten und Widersprüchlichkeiten unseres Menschseins hindurch. Wunderbarerweise. Ja, es ist nicht unser Verdienst, sondern ein Wunder Gottes, dass wir heute mit dem Kirchweihjubiläum der Bergkirche ein Fest feiern, das uns die Lebendigkeit der Kirche Jesu Christi spüren lässt.

Ich finde, das ist eine frohe Botschaft am heutigen Tag. Wir dürfen Salz der Erde und Licht der Welt sein, als Kirche in der Stadt auf dem Berge. Und unsere Leuchtkraft liegt nicht in unserer Perfektion, sondern in Gottes Kraft. Das gibt uns die Ernsthaftigkeit, zugleich aber auch die Leichtigkeit, zu arbeiten genauso wie heute zu feiern.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

 

 

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