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Sommerkirche 2016 - Tauffenster

Predigt am 31.07.2016 in der der Dreikönigskirche von Pfarrerin Silke Alves-Christe

Liebe Gemeinde!

In unserer Kirche – hier vorn im Altarraum auf dem linken Glasfenster – hat der Künstler Charles Crodel einen Fluß mit einigen Fischen dargestellt. Obwohl das Fenster zum Main hin eingebaut ist, hat er damit nicht den Main dargestellt, sondern einen anderen Fluß in einem ganz anderen Land: den Jordan.

Etliche Fische schwimmen da im Jordan, 10 habe ich gezählt. Und am besten gefällt mir, dass sie nicht alle – stromlinienförmig – in die gleiche Richtung schwimmen.

Allerdings sind auch einige Fische sozusagen weggeschwommen, sie befinden sich außerhalb des lebendigen Wassers. Wollte Crodel sie, die sich entfernt haben, in Anlehnung an sogenannte schwarze Schafe als schwarze Fische darstellen?

In der Mitte des Fensters, am Ufer des Jordan, erhebt sich lebendig-grün das Kreuz.

Außer Mose im Gebote-Fenster links davon und den drei betenden Menschen im Vater-Unser-Fenster ganz rechts, sind in den Altarfenstern wohl Tiere, aber keine weiteren Menschen abgebildet.

Das grüne Kreuz steht für Jesus; so wie auch im Abendmahlsfenster rechts Jesus am Abendmahlstisch durch ein Kreuz erkennbar ist.

Vom Wasser des Jordan ist nur ein Abschnitt zu sehen.

Und da dieser Abschnitt nicht einmal bis an die Ränder des Fensters reicht, sieht es fast aus wie ein Floß, mit dem grünen Kreuz als einem Mast.

Das ist vermutlich eine legitime Deutung, aber ich möchte nun zunächst den Bibeltext lesen, den ich mit diesem Tauffenster verbunden sehe. Es ist nicht der Taufbefehl aus „Matthäi am Letzten“, (den die Paten uns eben zur Taufe gelesen haben,) sondern es sind Verse aus dem ersten Kapitel des Markusevangeliums. Was mich da so sicher macht, ist die Taube über dem Kreuz. Aber hören und vergleichen Sie selbst:

Jesu Taufe

"Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."

Der Künstler, Charles Crodel, zeigt in diesem Fenster die Taufe Jesu, aber er hat nicht die ganze Geschichte abgebildet. Jesus hat er als Kreuz dargestellt. Johannes, den Täufer, hat er ganz weggelassen.

Eigentlich stellt er den Moment dar, als Johannes mit der Taufe Jesu schon fertig war, den Moment, als Johannes spürte, daß etwas Besonderes mit Jesus vor sich ging, den Moment, den kein anderer erlebte, sondern nur Jesus selbst:

"Und alsbald, als Jesus aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."

Martin Luther hat in einer Predigt über die Taufe Jesu überaus anschaulich diese biblische Erzählung beschrieben und gedeutet mit folgenden Sätzen:

"In der Taufe ist Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist, alle Engel.

Nun ist sie nicht mehr schlichtes Wasser, sondern Wasser, darin Gottes Sohn badet, da der Heilige Geist drüberschwebt, da Gott, der Vater darüber predigt.

Wasser, darin Gottes Sohn badet beschreibt die Taufe Jesu. Wenn wir taufen, wenn wir uns an unsere Taufe erinnern, dürfen wir unsere Taufe immer in Verbindung mit Jesu Taufe sehen.

Wasser, da der Heilige Geist drüberschwebt bezieht sich auf den Satz aus dem Evangelium:
dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn.

Und schießlich, um die Trinität komplett zu machen:
Wasser, da Gott, der Vater darüber predigt.

Predigt meint dabei den wunderbaren Satz:

Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."

Jesus ist getauft worden wie wir oder – besser gesagt – wir werden getauft oder sind getauft worden wie auch schon Jesus selbst. Mit ihm stehen wir in der Gemeinschaft der Getauften. Mit ihm, der sich taufen ließ, sind wir durch unsere Taufe verbunden. Die lange Reihe der getauften Christen beginnt mit Jesus Christus und geht bis zu mir und dir und immer noch weiter.

Jede und jeder von uns ist durch die Taufe Schwester und Bruder Jesu und – wie er – Kind Gottes. Kind Gottes bleibt man übrigens auch, wenn man längst kein Kind mehr ist. Es gibt auch achtzigjährige oder hundertjährige Kinder Gottes.

Wichtig ist allein dies: An den wunderschönen Worten, die Jesus bei seiner Taufe hörte, schenkt er uns Anteil, er läßt sie auch für uns gelten:

„Du bist mein lieber Sohn, Du bist meine liebe Tochter, an dir habe ich Wohlgefallen.“

Was für ein Satz! Wenn ein solcher Zuspruch über einem Leben steht, wieviel Kraft, wieviel Mut, wieviel Zuversicht für unser Leben steckt darin! Wenn andere uns kritisieren, wenn wir an uns selbst keinen Gefallen finden und uns wünschten, wir wären anders, dann kann uns diese Zusage Gottes nicht nur trösten, sondern uns helfen, mit anderen Augen auf unser Leben zu schauen.

Martin Luther fährt in seiner Predigt fort:

"Das heißt Taufe. Wenn die Worte da sind, dann ist's nicht schlecht Wasser, sondern der ganze Himmel. Darum ist sie ein Wasser, das Sünde, Tod und alle Traurigkeit wegnimmt und hilft in den Himmel. So ein köstlich Aromaticum und Apothek ist draus geworden."

Das gefällt mir an Luthers Erklärung, daß er die Taufe mit einer Apotheke vergleicht. Ein Leben ganz ohne Beschwerden wird uns nicht versprochen, auch in der Taufe nicht. Aber wenn Luther behauptet: So ein köstlich Aromaticum und Apothek ist aus der Taufe geworden, dann will er damit sagen: So wie die Apotheke, die medizinische Hilfe Linderung und Wohlbefinden schenken kann für unseren Körper, so kann die Taufe wie ein Balsam für unsere Seele sein, wie eine Apotheke für die Schmerzen und Traurigkeiten, von denen dieses Leben nun mal nicht frei ist.

Die Taufe ist kein ,,Wundermittel", das mich vor Krankheit oder Gefahren schützt.

Nein, mit Apotheke meint Luther nicht, daß die Taufe ein Zaubermittel sei, das uns ewige Gesundheit und vollkommenen Schutz verspricht. Vielmehr ist die Taufe in Traurigkeit und Belastung die Linderung und der Trost, den Gott unserem Leben schenkt.

Wenn doch die Erinnerung an unsere Taufe uns wieder den Zugang öffnen könnte zu der Apotheke, die unsere Taufe für uns ist! Wenn wir doch unsere Taufe wiederentdecken könnten als die Apotheke, die Linderung für unsere belastete, gestreßte, traurige Seele enthält! Es geht hier nicht um nette Spielereien und auch nicht einfach um kleine Wehwehchen, sondern um etwas sehr Grundsätzliches. Luther sagt:
Die Taufe ist ein Wasser, das Sünde, Tod und alle Traurigkeit wegnimmt und hilft in den Himmel. Weil die Taufe unser Leben grundsätzlich mit Gott, mit seinem Heil, mit der Gemeinschaft seiner Kirche verbindet, darum kann sie uns in allen Situationen unseres Lebens Halt, Zuversicht und Freude zusprechen.

Durch meine Taufe weiß ich: Gott hat mich lieb, er meint es gut mit mir, er läßt mich nicht allein.

Wie gut, dass wir Sonntag für Sonntag dieses Tauffenster vor Augen haben.

Martin Luther hat in seiner Predigt über die Taufe Jesu sehr eindrücklich herausgestellt, was Jesu Taufe mit unserer Taufe zu tun hat: Das, was damals am Jordan geschehen ist, ist nicht vergangen, sondern dauert fort. Luther hat das so formuliert:

„Diese Geschichte ist einmal sichtbar geschehen und hört nun nicht auf bis an den jüngsten Tag. [...] Damals ging der Himmel auf. Der tut sich nicht zu bis zum jüngsten Tag.

Noch heutigen Tages ist der Himmel offen über die ganze Welt. […] Wenn der Himmel verschlossen wäre, wer wollte dann predigen, taufen, Sakrament reichen, absolvieren? (das heißt: Vergebung zusprechen) [...] Aber wo Christus ist, da ist der Himmel offen.“

Im mittleren Chorfenster kommt die Taube senkrecht von oben nach unten, in unserem Tauffenster wendet sich die Taube fröhlich flatternd nach oben. Der Heilige Geist, Gottes guter Geist, hält den Himmel offen, läßt uns im Bund, in Verbindung mit Gott leben.

Was für ein Geschenk: dass wir unter einem offenen Himmel leben dürfen. Dass Gott nicht unnahbar über den Wolken thront, sondern dass er die Verbindung mit uns will und sucht.

Amen.

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