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Sommerkirche 2016 - Fenster zum Glauben

Was uns hält - Frage 1 des Heidelberger Katechismus

Predigt am 24.7.2016 in der Bergkirche

Liebe Gemeinde!

In der Reihe unserer Sommerpredigten stehen die Grundlagen unseres Glaubens im Mittelpunkt. Sie sind im Katechismus zusammengefasst. Einem Büchlein, das der christlichen Unterweisung dient. Weil wir hier in der Bergkirche keine Fenster haben wie in der Dreikönigskirche, soll heute eine Frage aus dem Heidelberger Katechismus im Mittelpunkt stehen.

Der Heidelberger Katechismus wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfasst. Der Auftraggeber des Heidelberger Katechismus, der Pfälzer Kurfürst Friedrich III., ebenso wie sein Hauptverfasser, Zacharias Ursinus, waren im Geiste Melanchthons von dem Motiv beseelt, die Kluft, die sich nach dem Tode Luthers vertiefte zwischen den Lutheranern und den Reformierten, zu überwinden. Der zentrale Gedanke ist die freimachende Bindung des Glaubens an das Evangelium und das von diesem Glauben geprägte Leben. Er ist keiner konfessionellen Richtung verpflichtet, auch wenn er letztendlich in den reformierten Gemeinde zu einem zentralen Dokument wurde. Aber auch in unierten Kirchen wie der unsrigen ist er Teil der Bekenntnisschriften.

Der Heidelberger Katechismus besteht aus Fragen und Antworten. Sie finden ihn in Auszügen unter der Nummer 807 im Gesangbuch. Die erste Frage lautet:

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir, 
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre. Röm 14, 8 / 1. Kor 6, 19 / 1. Kor 3, 23

Er hat mit seinem teuren Blut
für alle meine Sünden vollkommen bezahlt
und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst;
und er bewahrt mich so,
dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel
kein Haar von meinem Haupt kann fallen,
ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. 1. Petr 1, 18.19 / 1. Joh 1, 7; 2, 2 / 1. Joh 3, 8 / Joh 6, 39 / Mt 10, 29-31 / Lk 21, 18 / Röm 8, 28

Darum macht er mich auch
durch seinen Heiligen Geist
des ewigen Lebens gewiss
und von Herzen willig und bereit, 
ihm forthin zu leben. 2. Kor 1, 21.22 / Eph 1, 13.14 / Röm 8, 15.16

Was ist dein Trost?

Es geht hier nicht um die Frage: was denn überhaupt Trost ist. Das kann man im Begriffswörterbuch nachlesen. Wichtig ist hier das Wort „Dein“. 10 mal kommt das 1. Personalpronomen in der Antwort der 1. Frage vor: ich, mein, mir. 10 mal. Es geht hier also um deinen und meinen Trost. Um das, was dein und mein Leben stärken und stützen und halten kann, um etwas, das für mein persönliches Leben so wichtig ist, dass ich weder im Leben noch im Sterben darauf verzichten möchte. Was ist dein Trost? Was ist es, das dir, das mir Halt gibt?

Eine Kundenzeitschrift des Blumenhandels brachte auf einer Seite ein künstlerisch durchaus gelungenes Foto eines Grabes, daneben war ein Hügel zu sehen, gebildet von Kränzen und Blumen. In dieses Foto waren drei Worte eingefügt, mit einem großen Ausrufezeichen: „Blumen können trösten!“

Es mag vielleicht Menschen geben, die das so empfinden können beim Verlust eines geliebten Menschen. Für die meisten Menschen aber ist etwas anderes von weit größerer Bedeutung: und zwar nicht nur beim Verlust eines geliebten Menschen, sondern in ihrem ganzen Leben.

Es ist die Gewissheit: Ich bin nicht allein. Ich stehe nicht allein da, wenn ich traurig bin, und ich bin nicht allein, wenn ich so glücklich bin, dass ich am liebsten die ganze Welt umarmen möchte und jemanden brauche, mit dem ich meine Freude teilen kann.

Ich bin nicht allein. Wer das sagen kann, ist ein Mensch, der einen tiefen, einen starken Trost hat. Und genau das ist es, was hier in der Antwort des Katechismus gesagt wird: Ich bin nicht allein. Ich gehöre nicht bloß mir selbst. Und mein Leben dreht sich nicht nur immerzu um mich selber. Sondern ich stehe in einer festen, verlässlichen Beziehung. Das ist mein Trost:

„Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre.“

Auf den ersten Blick scheint das dem modernen Ideal eines selbstbestimmten Lebens zu widersprechen. Natürlich will ich mir selbst gehören. Ich möchte für mich entscheiden, was mein Leben bestimmt und erfüllt. Ich möchte entscheiden, mit wem ich befreundet bin und welchen Beruf ich ergreife und wie ich lebe. Ja, klar.

Aber dann passiert es eben doch: Ich lerne Menschen kennen, die mich prägen. Ich lerne vielleicht einen Menschen kennen, bei dem ich mir irgendwann gewiss bin: mit diesem Menschen möchte ich zusammen leben. Dann gehöre ich nicht mehr mir selbst. Dann stehe ich in einer Beziehung. Dann hat mein Herz sich festgemacht an einer anderen Person. Doch das ist keine Selbstaufgabe, sondern eine ungemein schöne Bereicherung meines Lebens.

Es ist kein Zufall, dass diese erste Frage des Heidelberger Katechismus ein bisschen wie ein Eheversprechen klingt. Es geht hier um Verlässlichkeit und um Treue. Wie wichtig diese sind, damit ich mich in meinem Leben gehalten weiß und geborgen fühlen kann, das können wir sicher sehr gut verstehen. Ich darf zu einem Gott gehören, der treu ist. Der treu steht zu seinen Verheißungen.

Nun ist es aber so, dass in der Beziehung zu Gott etwas Besonderes liegt. Denn Gott ist es, der die Initiative ergreift, wenn es um die Beziehung zwischen ihm und uns Menschen geht. Denn er hat für meine Sünden bezahlt. Er hat mich erlöst. In Jesus Christus hat er alles für mich getan. Wozu ich niemals alleine fähig wäre, das tut er: Er befreit mich durch seinen Tod am Kreuz von der Macht der Sünde und des Todes. Es gibt nun kein eigenes Versagen mehr, das mich am Boden zerstört sein lassen müsste. Und auch der Tod vermag mich nicht mehr vom Leben zu trennen. Denn ich gehöre zu ihm, der von sich sagt:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

Nun klingt diese Gewissheit hier geradezu unerschütterlich, geradezu euphorisch:

„Er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss.“

Das ist ein starker Satz. Wie kann ich dieses Bekenntnis einem Menschen erklären, der in der Chemotherapie alle seine Haare verloren hat? Wie kann ich einem Menschen, der am Boden zerstört ist, sagen, dass ihm alles zu seiner Seligkeit dienen muss?

So steht es in der Tat in der Bibel. Jesus hat tatsächlich gesagt:

„Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater.  Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt.  Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.“ 

Was hier gesagt wird, ist kein Versprechen, dass mir nichts Schlimmes widerfahren könne. Keine göttliche Versicherungspolice, die mich aller Sorgen los und ledig machen würde. Aber das sagt Jesus ja auch nicht.

Was er sagt ist vielmehr: alles in deinem Leben ist Gott wichtig. Gott hat einen Blick auch für das Kleine. Auch das scheinbar bedeutungslose, das interessiert Gott, wenn es für dich wichtig ist. Und er lässt dich niemals allein damit. Meine Haare, meine Gefühle, meine alltägliche kleinen Sorgen, alles, was mich beschäftigt, interessiert Gott.

Gott passt auf mich auf, er will mein Bestes, er hat mich im Blick, er übersieht nichts, keine Kleinigkeit. Er will, dass ich selig, das heißt glücklich lebe.

Und was auch damit geschieht, er gibt dir, was du brauchst. Ob es nun ein guter Ausgang deiner Sorgen ist, ob es Heilung von einer Krankheit ist, oder ob es die Kraft ist, die innere Stärke, die Gelassenheit, das anzunehmen, was du nicht ändern kannst, wie auch immer: Gott lässt dich damit nicht allein.

Dieser Teil der Katechismusantwort ist vielleicht der Schwierigste. Es kann sein, dass es viele Jahre oder sogar ein ganzes Leben braucht, um diese Worte so anzunehmen, dass ich sie aus vollem Herzen mitsprechen kann. Es sind Worte, mit denen mein Glauben wachsen kann und wachsen darf. Aber es sind Worte, die tragen können. Die mir Halt geben können, wenn vieles andere infrage steht. An den Schlüsselstellen des Lebens kann ich Kraft daraus zehren. Und sei es, dass ich sie ‚nur‘ lese, höre, bete.

Schließlich ist hier noch vom Heiligen Geist und vom ewigen Leben die Rede. Der Heilige Geist vergewissert mich des ewigen Lebens.  Heiliger Geist, das ist Leben. Lebendigkeit. Der Atem Gottes, der diese Schöpfung ins Leben rief. Das ist die Begeisterung, die Menschen spüren, wenn sie in der Gemeinschaft in Gottes Namen zusammen feiern. Das ist das tiefe Glück, das ich empfinde, wenn ich einem Menschen im Namen Jesu etwas Gutes tun kann und ich spüre: das ist gut. Heiliger Geist, das ist die Lebendigkeit, die eine Gemeinde so vielfältig macht, die in der Musik das Lob Gottes groß macht, das ist die Gewissheit des Glaubens, die ich spüre, wenn ich mir Zeit für das Gebet nehme. Viele von uns haben den Heiligen Geist oft, ja vielleicht unzählige Male erfahren und werden es noch tun. Heiliger Geist, das ist Leben. Lebendigkeit, die Gott schenkt. Freude des Glaubens. Tiefe des Vertrauens. Gewissheit der Beziehung zu Gott.

Hier sind wir wieder am Anfang: Ich gehöre nicht mir allein, sondern Gott. Diese Beziehung ist, wie jede Liebesbeziehung, auf immer und ewig angelegt. Und das ist es, was ewiges Leben meint: Wir leben in Gott. Hier und jetzt und auch in Zukunft. Für immer und ewig. Das ewige Leben hat heute schon begonnen.

Und darum ist es heute schon von der Liebe bestimmt. Von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten. Das meint:

„Der Geist macht uns willig und bereit, fortan ihm zu leben.“

Wie schön ist das, zu leben, mit Halt, mit Sinn und Ziel!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

Gebet

Guter Gott, dein heiliger Geist ist es, der uns führt und leitet - durch unsere Zeit, durch unser Leben und gewiss auch durch unser Sterben. Dein heiliger Geist ist es, der uns Kraft und Zuversicht gibt, der uns stärkt und tröstet, wo wir schwach und verzagt sind. Das macht uns froh und dankbar.

Guter Gott, wir erfahren und erleben Dinge, die uns kraft- und mutlos machen; die uns resignieren lassen. Sie erscheinen uns so stark, dass wir uns klein und hilflos vorkommen. Wir bitten dich: Vergib uns Mutlosigkeit und Verzagtheit und gib uns deinen Geist des Glaubens und der Stärke.

Guter Gott, deine Liebe hat uns von aller Schuld, die wir im Leben und durch unser Leben auf uns laden, befreit. Das öffnet uns den Blick für einander und für andere; das macht uns dankbar, denen von deiner Liebe geben, die unter Lieblosigkeit leiden.

Wir bitten dich für unsere Gemeinde, dass du in ihr den Glauben und die Liebe lebendig hältst.

Wir bitten dich für unser Land, dass die Menschen, so verschieden sie auch sind, im Frieden miteinander leben und Gerechtigkeit geschieht.

Wir bitten dich für die Menschen, die unter Krieg, Verfolgung, Hunger, Dürre oder unter Willkürherrschaft leiden: lass sie Hoffnung und Hilfe finden.

Guter Gott, wir bitten dich: Nimm deinen heiligen Geist nicht von uns, damit wir weiterhin dir leben und allein dir die Ehre geben. Amen.

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