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Die Komfortzone verlassen

Predigt zu Jeremia 23 - ehalten von Pfarrer Andreas Klein am 03.06.2018 in der Dreikönigskirche.

16 So spricht der HERR Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN. 17 Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen –, und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen. 18 Aber wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört? 19 Siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen. 20 Und des HERRN Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen. 21 Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. 22 Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.
23 Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
24 Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?, spricht der HERR.
25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt. 26 Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen 27 und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt, so wie ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal? 28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der HERR. 29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?
Jeremia 23

Predigt

Liebe Freunde, liebe Gemeinde

ich muss es Ihnen nun einfach mal sagen, wie es mir geht. Ich habe im Moment drei Hochzeiten vor mir. Also nicht ich persönlich, das wäre dann doch verwegen, aber ich als Pfarrer in den nächsten drei Wochen.

Drei Hochzeiten – wissen Sie, was das bedeutet?

Die Traugespräche habe ich schon geführt, die Notizen ins Reine geschrieben und nun darf ich nichts verwechseln.

Paar A würde irritiert sein, wenn ich erzähle, dass sie sich auf dieser Datingplattform kennen gelernt haben; weil das war ja Paar C, während bei Paar B war es die Cabriofahrt zu zweit und Paar A wurde klassisch verkuppelt. Und die Kupplerin ist Trauzeugin und sehr stolz und möchte gern benannt werden. Bei Paar B darf die Braut nicht wissen, dass der Bräutigam noch ein Lied singt und ich will das eigentlich auch nicht wissen!

Aber was alle Paare hören wollen – und da tun sie recht darin – dass Gott ihnen auf ihre gegenseitige Zusage hin seinen Segen verspricht.

Es wird euch wohlgehen.
Es wird kein Unheil über euch kommen.

Natürlich, die Paare wissen genau, was alles passieren kann. Die Statistiken über Scheidungen haben sie gelesen und ob sie Eheverträge aufgesetzt haben, frage ich nicht. Sie sind nicht rührselig und blind, aber der Segen soll doch unbeschränkt und bedingungslos gelten.

Es wird euch wohlgehen.
Es wird kein Unheil über euch kommen.

Und so ähnlich ist es bei der Taufe der Kinder doch auch. Dass Gott die Kinder behütet auf ihren Wegen. Und da mögen die, deren Kinder schon erwachsen sind, denken: Stimmt genau – und daran ändert sich im Alter kein Stück.

Es wird euch wohlgehen.
Es wird kein Unheil über euch kommen.

Das Problem ist jetzt, dass genau diese Worte – wir haben sie eben in der Schriftlesung gehört, aus dem Mund der falschen Propheten kommen können. In der Gottesrede, die Jeremia überliefert, wettert Gott regelrecht gegen diese selbsternannten Boten, die wohlfeil und billig in seinem Namen reden. Und er nennt die Weissagungen und Gesichte dieser Propheten Träume und Lüge. Und sie sind blind, denn wenn sie wüssten, wem sie die Zusagen des Wohlergehens machen und wenn sie genau hinschauten, wem sie versprechen, dass kein Unheil geschieht, würden sie das nicht tun:

Vers 17:

Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen –, und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen.

So blind reden diese Propheten wahrscheinlich nur daher, weil die, denen sie Wohlergehen und Schutz prophezeien, gut dafür bezahlen, dass Kritisches nicht genannt wird. Sie wünschen sich Hofprediger der Unangefochtenheit und Segensbringer der Komfortzone des Lebens – mehr wollen sie nicht hören. Dafür bezahlen sie gut.

Diesem wohlfeilen Wort der „billigen Gnade“, stellt die Gottesrede Gottes eigenes Wort entgegen. Und das ist kein weiches Wort, sondern ein hartes Wort; kein beruhigendes Wort, sondern ein Wort, das alles anzündet:

Vers 28 und 29

28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der HERR. 29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Was für ein krasses Bild. Gottes Wort ist nicht die Decke, die sich schützend über alles legt, nicht Balsam, der alles heilt, sondern Feuer, das entzündet und „wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“

Ein Wort, das kaputtmacht, was kaputt macht – um die 68er zu zitieren. Ein Wort, das Korruption beim Namen nennt, und selbst unbestechlich ist. Ein Wort, das in der Sprache der Bibel ein Name ist, den wir Jesus Christus nennen.

„Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben...“

So nennt die Barmer Theologische Erklärung von 1934 dieses eine Wort. Und spätestens mit dem Bezug auf diese Zeit der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus wird klar, dass ohne das „Hören“, und das „Vertrauen“ und das „Gehorchen“ – kein Segen fließt.

Ich springe nochmal zurück zu den 3 Hochzeiten, die nun vor mir liegen. Natürlich gilt Gottes Segen unbeschränkt und bedingungslos, aber nicht folgenlos und macht uns gewiss nicht willenlos. Nur auf den Segen zu setzen und dabei Aufrichtigkeit und Treue und Offenheit und die tägliche Arbeit des Gesprächs zu investieren, wäre eine billige Vortäuschung des Segens und nicht wert, genannt zu werden.

Mit anderen Worten: Gottes Wort ruft uns auf, die Komfort-Zone zu verlassen und in der Realitätszone, im Leben so wie es ist mit seiner Wirksamkeit zu rechnen.

Aber warum können wir nun das zusagen und darauf bauen, dass Gottes Wort nicht nur Balsam ist, sondern wirklich heilsame Medizin, die vom Herzen her wirkt?

In der Mitte dieses Textes gibt es ein ganz und gar rätselhaftes Wort:

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

Wir hätten das ja gern andersherum. Unser Wunsch nach Segen im Leben ist, dass Gott, von dem Bette Middler singt „God is watching us from a distance“ – der nahe Gott ist, der uns umschließt und tröstet.

Aber hier geht es um das Gegenteil. Die Wirkung des Wortes, das wirklich heilt und ändert liegt darin begründet, dass dieser immerzu nahe Gott auch Gott ist, der fern sein kann; ein Gott der nicht handzahm ist und sich zur Verfügung hält, sondern sich in Freiheit entziehen kann. Der Nein sagt zu Gottlosigkeit und Verachtung und sich nicht vor den Karren spannen lässt, wenn man ihn beim Namen nennt und im Herzen verachtet.

Das gilt gewiss politisch. Religiös motivierte Politik, die Gott vor den Karren spannt um mit seinem Namen gegen andere vorzugehen, gibt es bei Muslimen, bei Hindus und bei uns Christen, in Ost und West. Solche Konstruktionen, sind Opium fürs Volk und Kokain für die Mächtigen!

Da ist in diesen Tagen auch die CSU mit dem Kreuzerlass für die Behörden des Freistaats Bayern zu nennen. Nein, das Kreuz beschreibt doch nicht die Nähe unserer Kultur zum christlichen Abendland, sondern den Schrei der Gottesferne des Menschensohns

„Mein Gott, mein Gott – warum hast du mich verlassen!“.

Und deshalb gilt es nun auch persönlich. Es ist wichtig, dass Gott ein Gott ist, der auch fern ist, weil ich selbst auch oft ziemlich ab vom Schuss bin. Ein Gott der fern ist, weil ich selbst auch nicht nahe bei mir bin, bei meinen Werten und bei dem, was ich glaube.

Wenn uns dieser Gott, der selbst in der Ferne der Schuld des Todes unseren Platz einnimmt, uns seine Nähe verspricht, dann ist das wirklich ein Wort, das wie ein Hammer ist, der Felsen zerschmeißt. Zuallererst ja den Felsen vom Grab, in dem Jesus gelegen hat.

Weil Gott der ferne Gott ist, deshalb kann er wirksam und heilsam auch der nahe Gott sein.

Amen.

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