Dreikönigsgemeinde

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Markus 16,1-8

Predigt gehalten am 17.04.2017 im Gemeindezentrum zum Ostermontag von Pfarrer Andreas Klein

1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Markus 16,1-8

Liebe Gemeinde!

Zwei Bewegungen bestimmen unser Nachdenken heute. Suchen und Wundern!

Erstens: Suchen

Zugegeben: Rembrandt hat schönere Bilder gemalt als diese kolorierte Skizze.
Was man da sehen kann?
Frauen, die suchen.

Darüber kann man sich wundern, denn bei uns zu Hause bin ich es immer, der sucht, während meine Frau alles findet. Doch diese drei Frauen suchen sich einen ab. Chancenlos, denn der, den sie suchen, den finden sie nicht. Vergebliches Suchen, denn nicht der geordnete Hausrat, sondern Leben und Tod sind durcheinander geraten.

Ein Osterbild, das wie ein Rätsel ist. Wo ist der, den sie suchen, wenn er hier nicht ist? Gibt der Maler, dessen Position merkwürdig versteckt in der hintersten Ecke der Grabeshöhle sein muss, (wo ihn die Frauen auch nicht sehen), einen Hinweis darauf, wenn er die Häuser und Dächer der nahen Stadt Jerusalem zeigt? Ihr sucht am falschen Ort. Er ist nicht hier. Er ist schon in der Stadt bei den Menschen.

Ich hätte ja auch ein Bild aussuchen können, in dem eine Maria Jesus als den Gärtner erkennt und dankbar und voller Freude umarmen will. Oder das Bild, wo die Emmausjünger mit staunenden Augen, aus denen gerade die Schuppen gefallen sind, zu Jesus schauen, der das Brot bricht. Sicher eindrücklichere Bilder.

Aber mir geht es heute ja darum, dass wir in diese beiden Bewegungen hineinkommen: Das Suchen und das Wundern.

Zunächst das Suchen. Das kann ja ganz unterschiedlich ausfallen:

Das Suchen kann ein unbestimmtes Stöbern sein. Dabei kann man zufällige Entdeckungen machen. Man kann auch alles so verwüsten, dass man gar nichts mehr findet.

Oder es ist ein zielgerichtetes Suchen. Strategisch klug werden die Erinnerungen durchforstet. Wann habe ich das Gesuchte bei letzter Gelegenheit gesehen, wem habe ich es gegeben, wo war ich da? Dabei kann man schnell vom Suchen ins Finden kommen, es kann aber auch sein, dass sich die ganze Zielrichtung nicht stimmt und wir dem Gesuchten dabei gerade nicht näher kommen.

Und das ist insofern wichtig, weil wir ja Ostern 2017 an einem Stadium angekommen sind, wo vieles Selbstverständliche verloren gegangen ist und wir neue Wege suchen. Und wir wissen noch nicht einmal, wo sie beginnen. Wir suchen das Verstehen, wir suchen Orientierung, wir suchen Lösungen.

Gestern hat die Türkei über ein Referendum abgestimmt, das sie faktisch zu einer Präsidentialdiktatur macht. Bald wird in Frankreich gewählt und die Kandidatin des Front National hat starke Unterstützung. Wir haben einen Präsidenten der USA bei dem viele vergeblich zu verstehen suchen, welche Ziele er denn verfolgt. Bekannte Zusammenhänge sind verloren gegangen. Orientierung wird gesucht.

Und das kann es auch im Leben eines Menschen geben. Der Sinn in der Arbeit ist verloren gegangen. Was mache ich eigentlich hier, mag einer denken und vor dem Suchen steht das Eingeständnis, ich habe etwas verloren, was mir sicher war und ich muss mich entscheiden, ob ich nun irgendwie herum stöbere oder zielgerichtet suche.

Eine Beziehung kann verloren gegangen sein, ein heftiger Streit hat alle erschrocken und du suchst einen Weg, das Gespräch wieder in Gang zu bringen, ohne neues Porzellan zu zerschlagen.

Wir haben ja alles, aber nicht am rechten Platz. Es ist so wichtig, einzugestehen, dass man ein Sucher geworden ist; nur dann  kann man sich helfend an andere wenden und Hilfe annehmen.

Plötzlich steht da einer, der das Suchen unterbricht.

Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.

Möglicherweise haben die Frauen, die Worte des jungen Mannes im weißen Gewändern nur halb gehört. Denn sie schauen dennoch ins Grab. Die Blicke suchen alles ab. Sie haben gar nicht gehört, dass der Mann gesagt hatte:

Er ist auferstanden, er ist nicht hier.

Es gibt Dinge, die können wir mit unseren Vorstellungen gar nicht wahrnehmen, die passen nicht in unser Konzept, das müssen wir überhören und so tun als hätten wir es gar nicht gehört. Undenkbar, dass die Frauen sagen: „Ach, ja auferstanden! Stimmt, das hatten wir ganz vergessen, das hatte er mal erwähnt.“

Doch irgendwie haben die Worte sich bei ihnen eingebrannt. Sie haben sie nicht vergessen, so auch den nächsten Satz, den der Engel sagte:

Geht nun zu seinen Jüngern und sagt zu ihnen, auch zu Petrus: ›Er geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch angekündigt hat.

Aus Galiläa waren die meisten Jünger des Nazareners. Sie sollen nach Hause gehen, in ihre Welt – dort wird Jesus bei ihnen sein. Eine wunderbare Botschaft, dennoch eine wundersame Nachricht, die die Frauen mitnehmen sollen. Sie beruhigt die aufgebrachten Herzen noch nicht.

Zitternd vor Furcht und Entsetzen verließen die Frauen das Grab und liefen davon. Sie hatten solche Angst, dass sie niemand etwas von dem erzählten, was sie erlebt hatten.

Die ersten Handschriften des Markus-Evangeliums hören hier auf. Irgendwie kein Ende, vor allem kein Neuanfang. In späteren Handschriften tauchen – das lohnt sich anzuschauen, noch Berichte auf, wie Jesus selbst Jüngern begegnet.

Und wir kommen vom Suchen ins –

Zweitens: Wundern.

In der Antike gab es einst 7 Weltwunder. Im vergangenen Jahrhundert wurde ein Eiffelturm oder eine blaue Brücke in Dresden als ein Wunder bestaunt. Große Erfolge im Sport nennen wir Wunder, wie das von Bern 1954.

Doch während wir uns in der Vergangenheit über wunderbare Ereignisse noch heiß erregen konnten, sind wir heute weithin abgebrüht. Cool. Uns wundert eher nichts mehr.

Und heute feiern wir Ostern. Klar. Ist ja auch eine schöne Tradition, daran zu glauben, dass das Leben sich durchsetzen wird. Passt ja auch zur Jahreszeit, wenn die Blüten so schön blühen. Und die Bergstraße blüht so wunderbar.

Liebe Freunde, das ist höhere Botanik. Das ist Psychologie der Floristik. Aber das ist nicht Ostern. Wenn wir uns über Ostern nicht in dem Sinn wundern, dass es uns durchschüttelt und schaudern lässt, dass wir wirklich leben sollen – nach dem Tod – und davor! - dann ist das für mich ein untrüglicher Indikator dafür, dass wir das Wunder nicht verstanden haben.

Vor kurzem habe ich die Erzählung einer Frau gehört, bei der im ganz frühen Stadium ein Knoten in der Brust entdeckt wurde. Und dann sagten die Ärzte: Das sei kein Problem, der hätte noch nicht gestreut, der sei noch verkapselt, den müsse man nur operieren und alles sei gut. Keine Chemotherapie und keine Bestrahlung sei nötig. Und alle Freunde der Frau haben sich gefreut. Na wunderbar, dann geht es dir doch jetzt gut! Nur diese Frau heulte und sagte: Nein, es geht mir nicht gut. Mich schaudert es. So knapp am Tod vorbei. Wenn ich das nicht entdeckt hätte? Und was wäre dann passiert?

Dieses Erschrecken, dieses Schaudern entspricht dem Wundern der Frauen vom Ostermorgen eher als das erfreute Betrachten einer Knospe, die sich in der Frühlingssonne. Gott hat den Tod besiegt, der Herr ist auferstanden – wer meint, das zu verstehen, hat es nicht verstanden. Vielleicht ist die Botschaft einfach auch zu steil.

Wir gehen nochmal einen anderen Weg des Wunderns:

Sucht man die Gesangbuchlieder nach dem Stichwort Wunder ab, dann wird man durch die ganze Geschichte der Bibel hindurch geführt. Darf ich Sie mitnehmen?

Da werden die Wunder der Schöpfung gelobt:

Mein Auge sieht, wohin es blickt,
die Wunder deiner Werke;
der Himmel, prächtig ausgeschmückt,
preist dich, du Gott der Stärke.

506,2

Und ganz oft findet sich das Wort Wunder, wenn es um Weihnachten geht:

Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget;

41,3

Aber auch das Kreuz von Golgatha, an dem Jesus stirbt, wird als Wunder erkannt:

O Wunder ohne Maßen,
wenn man's betrachtet recht:

es hat sich martern lassen
der Herr für seinen Knecht;

82,2

Und das bedeutet:

Tief und tiefer wir uns neigen
vor dem Wunder, das geschah,

93,2

Schließlich ist Ostern das Wunder:
O Wunder groß, o starker Held!
Wo ist ein Feind, den er nicht fällt?

111,11

Das heißt doch. Immer dort, wo wir Gottes Spuren im Leben begegnen, da ist das ein Wunder:

Wunder aller Wunder:
ich senk mich in dich hinunter.

165,5

Und das bedeutet für mein Leben, dass ich eine noch größere Hoffnung haben kann, als ich mir bisher aus rationalen Erwägungen heraus zugestanden habe. So sagt es Philipp Spitta:

Er ist ein Fels, ein sichrer Hort,
und Wunder sollen schauen,
die sich auf sein wahrhaftig Wort
verlassen und ihm trauen.
Er hat's gesagt,
und darauf wagt
mein Herz es froh und unverzagt
und läßt sich gar nicht grauen.

374,2

Nur eines nicht. Dass wir das alles selbstverständlich nehmen, wenn Gottes Weg zu den Menschen bei mir, in meinem Leben und in meinem Herzen zum Ziel kommt. Das weckt in mir eine innere Haltung der Ruhe und der gespannten Erwartung gleichzeitig. Das ist das Ende der Coolness und der nervösen Aufgeregtheit gleichzeitig! Niemand sagt das schöner als Paul Gerhardt:

Ihn, ihn laß tun und walten,
er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet,
das dich bekümmert hat.

361,8

 „Du wirst dich schon noch wundern!“ – das geben wir ungehörigen Zöglingen als Mahnung mit auf den Lebensweg. Aber hier klingt ein anderer Ton an.

Gott wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst – das sagen wir den an Ostern angefochtenen Herzen.

  • In mein kritisches Bilanzieren, wie alles zu bewerten ist.
  • In mein sorgenvolles Planen, wie alles werden wird.
  • In meine Beziehungen, mit wem ich noch kann und wer mit mir und wer nicht.
  • In meine Traurigkeit, wenn andere sagen, ich soll mich nicht so anstellen.
  • In meine Freude, die ich mir so erlauben kann, dass andere sich wundern werden.
  • In mein Suchen.

Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.

Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Osterfest!

Amen.

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